Die letzten 10 Minuten
Man erinnert sich nicht mehr an die letzten 20 Minuten, nicht an die letzten 3 Jahre oder den Anfang des Grauens im Leben. Aus Angst nicht zu wissen, ob es jetzt schlimmer ist, erzählt man, wie alle sagten, dass du die Richtige für ihn bist, und er der Richtige für dich ist (doch ist das so). Nach einer Zeit fängt man an, das zu glauben, was andere sagen, und ohne es zu wissen steht man im Standesamt und unterschreibt die Papiere. Ein Tag nach dem anderen vergeht wie eine Qual, die man durch den Nebel der scheinbaren Liebe nicht sieht. (Es ist nur Ernte, Arbeit und Babysitten eines Jungen, der nicht mal der eigene ist). Die Mutter kümmert sich nicht um ihn, wenn man es selber nicht macht, wer macht es sonst. Doch dann kamen die eigenen Kinder und die Liebe zu ihnen (ein Glücksgefühl, das man nicht erwartet hatte, je wieder zu haben), aber der Vater, seine Liebe ist nicht echt. Alle schoben alles in die Arbeit, die nicht erledigt wurde oder alles was noch zu erledigen war auf meine Wenigkeit. (Aber im nach hinein waren wir eine Einheit, aber ist das wirklich so gewesen). Langsam bemerken es die eigenen Söhne immer mehr, sie sehen zu, wie die eigene Mutter leidet, und durch die Jahre fängt auch es bei ihnen an. Die Angst der Mutter stieg, dass sie den nächsten Schlag des Vaters nicht überleben. Plötzlich hieß es raus. (Raus aus dem Land, rein in das Geld, sagten sie mal wieder). Wo bringt das einen nur hin, in ein fremdes Land, in dem man eingeengt in einem Raum voller Leute schlafen muss. Doch nicht alle waren da, der eigene Sohn blieb in der Heimat und hoffte noch auf Glück. Doch nach einer Zeit merkten alle, dass seine Eltern ihn nicht in der Heimat lassen hätten sollen. Das elende Warten auf den eigenen Sohn, der jetzt im Krieg war, begann. Das Glücksgefühl, als der eigene Sohn es endlich heraus zu seiner Mutter schaffte, war das beste seit langem. (War es das einzige seit deren Geburt). Die Arbeit stand auf erster Stelle, da man die kleine Wohnung, in denen man mit den eigenen Kindern lebte, abbezahlen musste, auch als sie sich verlobten und als sie schließlich alle ihren eigenen Weg gingen. Zu zweit zog man dann in eine kleinere Wohnung auf der anderen Straßenseite, ohne dabei zu widersprechen. Dann kamen auch die eigenen Enkelkinder (da war es wieder, das Glücksgefühl). Leider war es nicht so wie in der eigenen Heimat, wo alle in einem Haus lebten mit deren Kindern und deren Enkeln, (nein) hier war alles anders, jeder lebte getrennt. Er, der Mann, der für das Grauen verantwortlich war, war derjenige, der auf die eigenen Enkel aufpasste und meine Wenigkeit war diejenige, die arbeitete. Hier und jetzt erzählt man alles, aber einiges Schreckliches wurde ausgelassen, wie die langen Operationen oder die Fehlgeburten der eigenen Schwiegertochter, aber sie sagten auch, wenn das Ende nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende. Aber was würde man schon wissen, wenn man jetzt an Alzheimer leidet und gleich vergisst, dass man das ganze erzählt hat.
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