Die Notwendigkeit des Endes
Die Schulglocke läutet. 50 Minuten. Die Schularbeit liegt schon vor mir, doch alles, was ich sehe, ist ein Teufelskreis. Mittendrin-ich. Gefangen in einem Chaos, welches kein Ende kennt. Jedes Wochenende für 10 Monate, immer das Gleiche. Lernen, Lernen, Lernen. Die Angst des Versagens kennt kein Ende, nimmt stetig zu. Eine Verbesserung? Fehlanzeige.
Nach der Schularbeit stürme ich mit meinen Freundinnen in die Aula. Jeder von uns ist sofort am Handy, Schweigen ist das neue Reden, und Luisa ist schon wieder mit demselben Thema beschäftigt: “Ich wünschte meine Nase würde in der Realität genau so aussehen, wie dieser Filter, sie aussehen lässt”. Mir bleibt nichts anderes übrig, als stumm die Augen zu verdrehen.
Dieses Gefühl perfekt sein zu müssen, sei es durch die sozialen Medien vermittelt, scheint einfach kein Ende zu nehmen. Jene digitalen Plattformen, nehmen uns unsere Zeit-Zeit die endlich ist. Zusätzlich distanzieren sie sich dabei, auch noch von der Realität, es scheint mir fast, wie ein Paralleluniversum. Schöner, besser, ewig? Nein, für ewig jung zu sein ist out. Denn selbst der Endlosigkeit rennt die Zeit davon-auch diese ist endlich.
Kein Ende ist einfach unnatürlich. Jede Minute stoppt nach 60 Sekunden und jede Stunde findet ein Ende, sobald ihre Zeit abgelaufen ist. Es ist ein Kreislauf, wie man ihn auch in der Natur beobachten kann. Jeder noch so düsterer und einsamer Winter vergeht, und der Frühling beginnt jedes Jahr aufs Neue. Jede hilflose Raupe verwandelt sich in einen Schmetterling, da Metamorphose nichts anderes als Veränderung bedeutet und Veränderung selbst hat kein Ende, ein Ende wäre hier tödlich, weil das Stillstand bedeutet. Und Stillstand? Stillstand ist das Gift der Menschheit-keine Entwicklung führt zum Ruin. Ohne Evolution, gäbe es den heutigen Planeten nicht-davon bin ich überzeugt, nicht nur, weil wir es in Biologie so gelehrt bekommen haben.
Somit hat ständiger Wechsel auch positive Aspekte. Wünschst du dir nicht, ewig zu sein? Für immer ein Teenager? Den Anforderungen, welche man sich stellt oder die einem gestellt werden, immer wieder aufs Neue versuchen zu entsprechen, dafür ist nicht jeder gemacht. Vielleicht werden sich die Zeiten ändern-zu versagen, ist dann nicht mehr eine Art Weltuntergang.
Somit kann man die Endlosigkeit hassen, aber lernen wir sie doch einfach zu lieben. Liebe selbst hat kein Ende und das, da bin ich mir sicher, ist überlebenswichtig. Und wenn wir nie beginnen, aus Angst vor dem Ende, verpassen wir die Chance des Lebens.
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