Die quietschgelbe Ente wird mutig
Unsere Geschichte beginnt auf einer kleinen grünen Wiese, irgendwo mitten auf der Welt. Der Himmel erstrahlt in einem kräftigen blau und hunderte von Blumen recken ihre Hälse in die Richtung der wärmenden Sonne. Der Duft nach frischem Gras verteilt sich in diesem friedlichen Ort. Ein kleines gelbes Entchen watschelt so schnell sie ihre kleinen orangen Beine tragen vor den anderen Tieren auf der Lichtung davon. Tränen laufen aus ihren Augen, schmiegen sich kurz an ihre Wangen und tropfen dann geräuschlos zu Boden. Traurig denkt sie an die anderen Enten in ihrem Alter, die sie gerade wegen der besonders kräftigen Farbe ihres Federkleides gehänselt haben. Quietschgelb sehen die flaumigen Federn aus.
Ihre Sicht ist verschwommen und durch den Tränenschleier merkt unser gelbes Tier gar nicht, dass es längst die sichere Wiese hinter sich gelassen hat und in den Wald läuft. Immer tiefer begibt es sich hinein in das Unbekannte, ohne auf eventuell lauernde Gefahren zu achten.
Erst als die Sonne untergeht sinkt die Ente in einen unruhigen Schlaf und die Türen des Traumlandes öffnen sich für sie.
Sonnenstrahlen kitzeln den Schnabel unseres gefiederten Freundes und verschaffen ihr ein sanftes Erwachen. Das gedämpfte Licht des Waldes wirkt so völlig fremd, dass das Entchen eingeschüchtert durch die Umgebung irrt und nervös einen Ausweg aus diesem Labyrinth aus Bäumen sucht.
Nach vielen Stunden vergeblichen Suchens gibt das abgekämpfte Entlein auf und lässt sich auf den Boden plumpsen. Immer noch von den Bemerkungen der anderen gekränkt und in tiefe Selbstzweifel versunken, bemerkt unser quietschgelber Federball die nette Ameise Kurdo zunächst nicht. Doch schon nach einem kurzen Gespräch erweist sich das kleine Insekt als ein vertrauenswürdiger Waldbewohner, der unserem unerfahrenen Entchen alles Wichtige beibringt, das man über den Wald wissen sollte.
Nach vielen glücklichen Wochen im Wald macht sich die Ente bei Sonnenaufgang allein auf den Weg, um sich etwas Leckeres zu suchen. Dabei stößt sie plötzlich auf ein fremdartiges Tier. Schnell merkt sie, dass dieses rotleuchtende zerzauste Fell nichts Gutes bedeuten kann und weicht eingeschüchtert zurück. Und als dieses Wesen auch noch spitze Bemerkungen über die Farbe unseres Entleins macht, ist es ganz mit dem Selbstbewusstsein von ihr geschehen.
Gerade als das Ungeheuer mit weit aufgerissenem Maul die Ente verschlingen möchte, taucht plötzlich Kurdo auf. Blitzschnell klettert er unbemerkt auf den Nacken des hungrigen Fuchses und versprüht dort seine Säure. Diese mutige Handlung lässt das Biest aufheulen und es flieht zurück in die Tiefen des Waldes. Durch diesen lebensgefährlichen Einsatz wird der Ente klar, dass auch die kleinsten Waldbewohner genug Mut haben, um die Durchtriebensten zu besiegen. Und wenn sogar ein kleiner schwarzer Punkt am Waldboden einen ausgewachsenen Fuchs das Handwerk legen kann, so kann unsere Ente auch selbstbewusst zu ihrem quietschgelben Aussehen stehen.
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