Die Schneeflocke
„Schon wieder ist das Konzept fehlgeschlagen“, beschwerte sich Alice. Sie versuchte schon seit einer Ewigkeit, eine korrekt funktionierende Zeitmaschine zu konstruieren, aber es war dann doch nicht so leicht, wie es ihr am Anfang erschien. Nach dem Fehlschlag vom vorherigen Tag nahm sich Alice vor, es noch ein einziges Mal zu versuchen, und es gelang ihr tatsächlich. Ihr Hund Carlos kam natürlich auch mit auf die Reise in das Jahr 2052. Sie schwebten unwissend durch einen Tunnel. Nach circa 30 Sekunden knallten sie gewaltig gegen den Erdboden. Sie landeten mitten am Time Square(da) in New York, die Menschen dort rannten wie immer wild durch die Gegend. Alice musste also schnell aufstehen, um nicht zertrampelt zu werden. Als sie aufstand, bemerkte sie jedoch, dass es in New York ganz anders aussah als noch vor ein paar Sekunden. Überrascht sah sie sich in ihrem Umfeld um und bemerkte die kleine Gasse, die zu seinem Haus führte. Sie suchte nämlich nach „ihm“, ihrem damaligen Freund, ihrer ersten Liebe. Sie hat sich auf die Reise in die Zukunft gemacht, um zu sehen, ob sie wieder zueinander gefunden haben. Sie marschierte also mit ihrem Hund Carlos in diese Richtung und schon nach paar Schritten erkannte sie das Haus. Es hatte sich aber irgendwas verändert. In diesem Moment kamen ihr Zweifel an der ganzen Mission. Was, wenn er schon eine andere hatte? Sie könnte es nicht ertragen, ihn mit einer anderen zu sehen, das würde ihr einfach das Herz brechen. Nach einer Weile klingelte sie jedoch an der Tür. Einige Minuten später öffnete ein ihr unbekannter Mann die Tür. „Wohnt hier Jakob Müller?“, fragte sie. Der Mann jedoch sah sie verblüfft an und bat sie herein. Er bat sie, sich zu setzen, und bot ihr etwas zum Trinken an. Sie setzte sich und hörte zu, was der Mann zu sagen hatte. Was sie aber nicht erwartet hatte war, dass er ihr sagen würde, dass er nicht mehr lebt. Angeblich ist er schon vor einer langen Weile verstorben. Es stellte sich heraus, dass der Mann, der in diesem Haus lebte, sein Onkel war, der sogar nach zehn Jahren noch immer um seinen geliebten Neffen trauerte. Nach dem ganzen Schock rannte sie aus dem Haus und heulte sich ihre Seele aus dem Leib aus. Nach dem Vorfall wollte sie unbedingt schnellstens nach Hause in ihr Bett mit einer heißen Schokolade. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass er einfach in so einem jungen Alter gestorben war. Sie war schon bereit, den Rückwegknopf zu drücken, um nach Hause zu gelangen, als plötzlich etwas Kaltes ihre Nase berührte. Sie schaute also in den Himmel und sah tausende Schneeflocken. Auf einmal zeigte sich ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht, er war da, Jakob war da. Als sie noch zusammen waren, nannte er sie immer Schneeflocke, weil sie immer so kalte Hände hatte und er es geliebt hatte, sie zu necken. Sie konnte es einfach nicht glauben, er war da.
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