Die Torheit
Für die Liebe war ich bisher zu vernünftig. Potenzielle Liebhaber wurden streng beäugt und ihre kleinen Fehler, die sie für andere vielleicht liebenswert erscheinen lassen, erinnerten mich daran, dass es nie zu einer Partnerschaft zwischen uns kommen könnte. Mein Verstand ließ keine Verliebtheit zu. Dazu kam mein junges Alter, indem ich mir eine Beziehung nicht so recht vorstellen konnte.
Wie töricht! Ich weiß nicht, was sich von heute auf morgen in mir verändert hat. Es scheint, als ließe ein schlichter Kuss mein Herz gegen meinen Verstand rebellieren. Dummes Mädchen! Verlierst dein Herz in einem Kuss! Dabei weißt du doch, dass er seinen Zimmerpflanzen Namen gibt, den Rasierschaum regelmäßig mit der Zahnpaste verwechselt und ständig seine rechten Socken irgendwo anbaut. Wie kommst du überhaupt dazu, ihn zu küssen? Mitten auf der Straße auf den Weg von einer katastrophalen Party nach Hause, in strömenden Regen, der tief in die Fasern eurer Kleidung dringt? Wie töricht, dich an seinen Lippen mit Lebensfreude zu nähren und Kuss für Kuss alles um dich herum zu vergessen.
Ich muss wahrlich lächerlich sein, das wird auch ein jeder sehen. Das dümmliche Grinsen in meinem Gesicht, die traumtänzerischen Bewegungen, die dieses Mal nicht vom Alkohol herrühren, und im Herzen diesen unumstößlichen Wunsch, nie wieder von ihm zu lassen. Wie töricht, sich so Hals über Kopf zu verlieben! Töricht! Töricht! Töricht!
Und doch: Törichter wäre es von mir, mich nicht auf die Torheit Liebe einzulassen. Sie ist das Törichteste und darin das Schönste dieser Welt.
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