"Die vollendete Erleichterung"
Es war einmal in einem weit entfernten Land, nahe des kleinen Gebirgsflusses „Nautilus“. Rechts und links des Flusses verliefen zwei Berge, auf einem dieser zwei Berge lebte ein Bauer auf einer wunderschönen Alm mit seinem Sohn. Jener Sohn wuchs ohne Mutter auf, denn diese starb, als er drei Jahre alt war und seither lebte der Junge mit seinem Vater auf den Bauernhof und bewirtschaftete diesen mit ihm.
Eines Tages, der Sohn war mittlerweile 15 Jahre alt, brachte er mit dem Fahrrad die Erträge ihres Bauernhofes in das nächstgelegene Dorf. Aber er fand den Weg, auf dem er fuhr „fad“, weil er ihn schon seit 15 Jahren kannte, und daher fuhr er querfeldein über Stock und Stein. Dabei löste er einen Steinschlag aus und plötzlich wusste er nicht mehr, wo vorne und wo hinten ist und befürchtete, dass er sterben werde. Er kämpfte gegen die rollenden Steine, rechts und links trafen ihn immer mehr Steine bis er schlussendlich von einem mitten am Kopf getroffen wurde und in Ohnmacht fiel.
Als er wieder zu sich kam, konnte er sich fast nicht mehr bewegen, denn er hatte überall Schürfwunden, welche ihn daran hinderten, sich zu bewegen. Aber seinen Kopf konnte er noch leicht drehen, sodass er sich umschauen konnte. Als er dies versuchte zu machen, sah er ein junges Mädchen. Es hatte ihn gefunden und gerettet. Der Junge verliebte sich sofort in ihr schönes Lächeln und wollte sie heiraten. Als sie sich immer besser kennen lernten, verliebten sie sich immer mehr und beschlossen zu heiraten. Doch eine Sache änderte sich nie - der Junge fasste keinen Mut mehr, denn er hatte all seinen Mut verloren, als er im Übermut den Steinschlag auslöste.
Viele Jahre später, als der Sohn zum Vater und schlussendlich zum Großvater wurde, erzählte er die Geschichte, wie er ihre Großmutter kennenlernte, seinen Enkeln. Dabei brach er seinen eigenen Schwur und fasste Mut, er erzählte die Wahrheit, weshalb er damals seinen Mut wegen des Übermuts verloren hatte. Er hatte es bis dahin niemanden erzählt, weil es ihm peinlich erschien. Seine Enkel Kinder konnten nicht glauben, dass ihr Großvater mehr Mut fasste als sie, und waren wahrlich erschrocken. Doch sie spürten, dass es wahr war, was er erzählte, denn er brach danach in Tränen aus und fühlte sich erleichtert.
Am nächsten Tag lag der Großvater tot im Bett, er starb wahrlich mit einem Lächeln. Als die Enkel Kinder ins Zimmer stürmten, wie üblich, um ihren Großvater „Guten Morgen“ zu wünschen, sahen sie ihn ganz blass und im Bett versunken. Als sie näher zu ihm hingingen, erblickten sie auf dem Nachtkasten neben dem Bett einen Zettel, auf welchem die Schrift ihres Großvaters zu sehen war. Auf dem Zettel stand „Ich kehre mit Glück und Erleichterung zu meiner wunderschönen Frau zurück“.
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