Die Welt ruft mich
Meine Gedanken fahren Karussell in meinem Kopf. Ich versuche mich zu konzentrieren, doch sie schweifen immer wieder ab.
Weg.
Weg von hier.
Wie viele Wochen träume ich nun schon davon? Davon, weit, weit weg von hier an einem Ort, von dem ich noch nie hörte, zu sein? Durch die Welt zu ziehen und Orte, die mir bis jetzt unbekannt blieben, zu entdecken?
Wie viele?
Wie viele Wochen?
Ich weiß es nicht, habe aufgehört zu zählen.
Doch jeden Tag gehe ich wieder meinem Alltag nach, als bestehe die Welt nur aus meiner kleinen Stadt. Flüchte mich in meine Wunschträume von einer Zukunft, die ich womöglich nie leben werde. Und schwöre mir, es am nächsten Tag anders zu machen.
Jeden Tag das gleiche.
Jeden.
Tag.
Bis jetzt.
Ich stehe auf, gehe hinüber zu dem großen Schrank. Stelle mich auf meine Zehenspitzen, um meinen alten Rucksack von ganz hinten herauszuholen. Eine dicke Staubschicht bedeckt ihn, ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich ihn zum letzten Mal benutzt habe.
Wahrscheinlich vor Monaten.
Jahren.
Mit einem leisen Lächeln auf den Lippen packe ich schnell meine Sachen. Ich weiß genau, was ich einpacken soll, jeder Handgriff kommt mir vertraut vor. Schließlich habe ich mir diese Situation bereits unzählbare Male vorgestellt.
Aber habe ich es auch wirklich gemacht?
Nein, das nicht.
Bis jetzt.
Es ist ein gutes Gefühl, endlich das zu tun, was ich immer tun wollte.
Das Gefühl, endlich nicht mehr tatenlos herumzusitzen und mir meine Zukunft nur vorzustellen.
Sondern meine Zukunft endlich zu leben.
Schließlich stehe ich in der Türe. Schaue noch ein letztes Mal in mein vertrautes Heim zurück, in das ich wohl so schnell nicht wieder zurückkommen werde. Von dem ich jede Ecke, jeden Winkel kenne.
So viele Jahre bin ich hier festgesessen, gefangen in meinem Alltag, den ich mir selbst geschaffen habe.
Langsam drehe ich meinen Kopf.
Weg von all dem Vertrauten.
Hin zu dem Neuen, Unbekannten.
Den Abenteuern, die da draußen auf mich warten.
Dem Unentdeckten, das darauf wartet, von mir entdeckt zu werden.
Es scheint, als würde die ganze Welt nach mir rufen.
Ich hole tief Luft. Ja, es ist eine plötzliche Entscheidung, wegzugehen. Aber ich werde dafür sorgen, dass es eine Entscheidung ist, die ich niemals bereuen werde. Eine Entscheidung, die von einem Tag auf den anderen mein Leben zum Guten verändert.
Und ich bin mir sicher, tief in meinem Inneren wusste ich schon immer, wohin ich gehöre.
Hinein in die Abenteuer.
Die Welt ruft mich.
Es wird Zeit, dass ich ihr antworte.
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