Die Zeit vergeht wie ein Marathon
Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Zeit ein Wettrennen gegen mich führt. Heute Morgen zum Beispiel: Der Wecker klingelte um 6: 30 Uhr, und ich dachte mir, fünf Minuten länger im Bett können doch nicht schaden. Aus fünf Minuten wurden dreißig, und plötzlich begann der Tag mit einem Wettlauf gegen die Uhr: Zähneputzen, Tasche packen, Schuhe anziehen.
Am Ende schaffte ich es tatsächlich noch rechtzeitig zur Straßenbahn, stolperte mit halb gebundenen Schuhen hinein und setzte mich auf den ersten freien Platz. Doch dort änderte sich das Tempo schlagartig: Der Straßenbahnfahrer fuhr so entspannt, als hätte er alle Zeit der Welt. Jeder Halt zog sich endlos, und während ich innerlich vor Wut kochte, verging die Zeit wie ein Marathon.
In der Schule dann das nächste Extrem: Mathetest bei Frau G. Ich starrte auf die Aufgaben, und die Aufgaben starrten mich zurück. Das Ticken der Uhr im Hintergrund klang wie ein Countdown. Die Minuten rasten, während mein Stift viel zu langsam über das Papier glitt. Ich wusste genau, dass ich mehr konnte, doch die Aufgaben – und die Erklärungen von Frau G. waren zu schwer.
Abends, im Bett, kehrte sich das Ganze um. Ich lag wach, die Sekunden zogen sich wie Kaugummi, und ich fragte mich, warum die Zeit nie das richtige Tempo findet – entweder viel zu schnell oder endlos langsam. Nur selten scheint sie genau richtig zu sein.
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