Diffus
Geh bitte, meinte sie getragen von der Bewegung ihrer Hand,
Die Wörter verließen ihren Mund bis hinüber bis zum Rand,
Bis auch meine Ohren ihren Ausdruck klar verstanden,
Und mein ganzes Gesicht mit einem Lächeln umranden.
"Es ist wirklich okay für dich mich hier so zu sehen,
mit Kleid, mit Makeup und rot lackierten Zehen? "
Sie verdrehte nur die Augen und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn,
"Mein Kind, dies bist eben du. Es soll mir im Leben noch schlimmeres geschehen. "
Bestärkt durch diese Worte griff ich nach meinem Handy,
Es war alt, mit vielen Tasten und nicht wirklich trendy,
Ich tippte eine Nachricht hinein,
Diese sollte für jemand besonderes sein.
Hey, willst du dich heute mit mir treffen?
Ich hätte Zeit, bis dann, Dein Steffen.
Dieser Name am Ende fühlte sich so unecht und falsch an
Dennoch brachte ich es nicht übers Herz ihn zu ändern, sonst würde es wissen jedermann
Ich wollte es heute endlich über mich bringen,
Wollte ihm sagen was ich fühlte und über meinen Schatten springen.
Tausend Schmetterlinge kreisten wie wild in meinem Bauch
Er schwebte ständig in meinem Kopf wie ein dichter Schleier aus Rauch.
So drückte ich auf "Senden"
Starrte auf das Display um keine Sekunde zu verschwenden
Da leuchtete schon eine Nachricht auf.
"Warum nicht. Bis gleich" stand kurz und knapp darauf.
Meine Freude ließ ein Feuerwerk in mir erleuchten.
Heute war mein Glückstag, nichts könnte mich mehr enttäuschen.
Dass diese Krone aus Selbstsicherheit nicht für immer bestimmt war,
Musste ich nach einem kurzen Spaziergang zu ihm erfahren sehr klar.
Ich fragte mich, wie oft soll ich ihn noch bitten zu gehen,
Damit er mich nicht so anschaut, so gafft und um nicht mehr hier zu stehen.
Um mir nicht mehr diese Blöße geben zu müssen,
Dabei wollte ich anfangs nur eins, nämlich ihn küssen.
"Warum trägst du ein Kleid, sag mal bist du schwul,
Also stimmt es was man sagt, in den Gängen von der Schul, "
Wäre so eben ein Loch vor mir im Boden aufgerissen,
Hätte ich mich dankbar gezeigt und mich sofort hineingeschmissen.
Doch das ersehnte Loch erschien nicht vor mir,
Und mein Kopf erleuchtete hoch rot verbrannt von dem Feuer der Blamier.
Ich fühlte mich schlecht für etwas wofür ich nichts konnte,
Etwas wo ich mich kurz zuvor in dem Gedanken des Akzeptiert seins sonnte.
Die rosarote Brille fiel zu Boden und zerbrach,
Das eine Gefühl sich innerlich dem Andern widersprach.
Liebe und Geliebt sein sind zwei unterschiedliche Dinge
Dies musste ich einschneidend erfahren, wie durch ein Messer mit scharfer Klinge.
Muss ich mich dem Ergeben was andere von mir erwarten,
Oder kann ich dies durchbrechen und mein eigenes Leben starten?
Muss ich Teile von mir verstecken, weil sie es nicht verstehen,
Oder kann ich hinaustreten ins Licht wo sie mich alle deutlich sehen?
Kann ich es schaffen diese Blockaden zu zerschlagen,
Ohne, dass ich mich verletze an den Scherben der unzähligen Anklagen?
Ja, kann ich - sagte ich und drückte meine Tränen weg.
Ja, kann ich auch mit anderem Geschlecht.
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