Drei Minuten
Sie starrte ihn ungläubig an. Ihr Atem stockte. Vergeblich versuchte sie sich wieder hochzustemmen. Doch ihre feuchten Hände waren so taub, dass sie jedes Mal wieder zu Boden rutschte. Das Lufthohlen fiel ihr von Sekunde zu Sekunde schwerer. Ihre Lunge schien auf die Größe einer Bohne geschrumpft zu sein, die mit jedem Mal Einatmen immer gefährlicher drohte zu platzen. Vor höllischen Schmerzen stöhnend, bewegte sie sich, halb gehend, halb kriechend, Richtung Tür. Die blutunterlaufenen Augen stets auf ihr Gegenüber gerichtet. Schon fast bei der Tür angelangt verließen sie ihre Kräfte. Sie sackte in sich zusammen. Ihr noch gerade eben so trommelnder Puls verkürzte sich auf ein zaghaftes kleines Pochen. Wie hatte er ihr so etwas antun können? Mit aufgerissen Augen, Hand auf der stechenden Brust, blickte sie ihn an. Er grinste, wischte sich die Finger ab und betrachtete sie. Überwältigt von dem Adrenalin, das seinen ganzen Körper zum Beben brachte, beugte er sich über sie. Eine Mixtur aus Blut und Schweiß stieg ihm in die Nase. Er schloss die Augen und lauschte; “Noch höchstens drei Minuten”. Er schüttelte sich, das berauschende Gefühl lies langsam nach. Ob er noch einmal zustechen sollte? Nein, zähneknirschend stellte er fest, dass es ihn jetzt nur mehr langweilte.
Für ihn war es nur ein kleiner Moment gewesen, ein winziger Augenblick, in dem er seine grausame Natur und seine bestialischen Fantasien zum Ausdruck bringen konnte. Für sie aber war es das ganze Leben. Ein für alle Mal, in diesem kleinen Augenblick, vorbei.
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