"Dreiseit'ges Schreiben"
I. Übermut
Besessen so schrieb er noch Wort für Wort her,
Solch‘ Wort flott entströmte ihm gleichsam dem Meer.
Von wirklicher Schöpfung doch war keine Spur,
Geschrieben war grässliche Scheltrede nur.
Ein herrischer Schreiber, der war am Papier:
Denn einzig Triumph hatte er im Visier,
Erfolg wollt‘ er jagen. Voll Wut und voll Gier,
Zerriss er schlussendlich sein Blatt schroff entvier.
Sein Sieg stand nun völlig in Brand,
Das Selbst, das verfloss ihm so quälend,
Er war wie geschlagen.
Das Meer, das man früher dort fand:
Noch nie solchen Ausmaßes Elend:
Es hat ihn begraben.
II. Unmut
Verdruss und Qual machten es schwer,
Dem Nächsten sein Werke zu schreiben.
Forciert zur Tat war sein Kopf leer,
So ließ er es blindlings doch bleiben.
In ew’ger Nacht flackert sein Licht
Im Bette sein Herze zerschmerzend.
Denn Tief im Kern pocht es und bricht
Ihm weinend die Seele verschwärzend.
Der Geistesstrom mager,
Entbracht‘ er ihm nichts,
Vermochte sich kaum noch zu rühren.
Es ging kaum noch karger,
Kein Strahle des Lichts
Nun trotz Morgens Sonne zu spüren.
III. Mut
Doch voller Elan, ja so schrieb er,
Der Dritte der Künste des Schreibens.
So wild und schnell kam‘s aufs Papier her,
Hört‘ jeder die Klänge dies Treibens.
Geschwind kamen ihm viele Worte,
Er selbst wollt‘ es gar nicht verstehen.
Voll Mut er umschrieb viele Orte,
Mit Augen er niemals gesehen.
Bald war er schon fertig,
So nahm er den Bogen
Und legte ihn fort gar so zart.
Denn stets ist es wichtig,
Ob hat man gesogen,
Am Kelche des Muts richt’ger Art.
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