Ein bisschen mutiger
„Sei doch einfach ein bisschen mutiger“ riet Luisas große Schwester ihr. Luisa hatte kaum Freunde, da sie so schüchtern war, dass sie fast nie den Mut aufbrachte, jemanden anzusprechen. In der Schule saß sie nur still in der letzten Reihe, beobachtete das Geschehen und meldete sich nie. Weil sie aber kaum beachtet wurde, konnte sie als Außenstehende gut beobachten. Eines Tages kam eine neue Schülerin in Luisas Klasse. Wie Luisa saß sie still und unauffällig an ihrem Platz. Sie sah nett aus, fand Luisa. Wenn sie doch nur den Mut hätte, sie anzusprechen. In der Pause sah sie die Neue einsam auf einer Bank im Schulhof sitzen. Gerade als Luisa allen Mut zusammengenommen, und sich selbst überredet hatte sie anzusprechen, klingelte es und die Pause war um. Missmutig kickte Luisa nach den Kastanien die im Schulhof herumlagen. Fast hätte sie sich getraut!
In der nächsten Pause saß die Neue wieder auf der Bank. Schüchtern ging Luisa hin und setzte sich vorsichtig und mit viel Abstand auf den äußersten Rand der Bank. „Hallo“, murmelte sie leise und sah das Mädchen von der Seite her an. „Hallo“, antwortete die Neue und in ihrer Stimme konnte Luisa hören, dass sie sich freute, dass sich endlich jemand für sie interessierte. „Warum bist du neu auf der Schule?“, fragte Luisa vorsichtig. „Ich bin umgezogen“, antwortete die Neue „und ich bin übrigens Leni“, fügte sie hinzu und lächelte Luisa an, die zurück lächelte. „Und wie findest du es hier so?“, fragte Luisa schüchtern um das Gespräch in Gang zu halten. „Naja“, meine Leni zögernd. “Es ist halt alles noch etwas fremd und ich kenne mich noch überhaupt nicht aus“. „ Wenn. . . also, wenn du willst kann ich dir ein bisschen die Stadt zeigen“, bot Luisa an, und war im Stillen richtig stolz darauf, dass ihr Mut ihre Schüchternheit besiegt hatte. Leni strahlte sie an: „Wenn du mir ein bisschen was zeigen könntest, wäre das super“, freute sie sich.
Wenige Tage später hatte Luisa Leni zumindest schon mal die beste Eisdiele der Stadt gezeigt und sie hatten sich auch schon für die nächste Woche verabredet.
Auf dem Schulhof saßen Luisa und Leni jetzt immer gemeinsam auf der Bank. Und Luisa war sehr zufrieden mit sich, dass sie sich getraut hatte, sie anzusprechen.
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