Ein Blick in die Zukunft
Bald könnte ich eine Tante sein, das ist der Satz, den ich mir jeden Tag durch den Kopf gehen lasse, weil es vor ein paar Jahren noch gar nicht möglich gewesen wäre. Wieso?
Ich habe drei Geschwister: zwei Brüder mit den Namen Adrian und Hans-Peter und eine Schwester, die Anja heißt. Ich will keine Kinder und diese Meinung teilen auch zwei meiner Geschwister, außer einer meiner Brüder.
eitdem ich denken kann, ist mein Bruder schwul, also wuchs ich mit dem Thema lgbtq+ auf und fand es großartig, dass die Menschen das Leben leben können, das sie sich wünschen und vorstellen.
Aber ich wusste nicht, dass homosexuelle Paare nicht heiraten durften. Wir haben gefeiert, als endlich das Gesetz verabschiedet wurde, welches gleichgeschlechtige Ehen ermöglichte. Bald darauf zogen mein Bruder und sein Freund Kevin in ihre eigene Wohnung und diesen Sommer haben wir auch ihre Hochzeit gefeiert. Jetzt machen die beiden Eheleute die Ausbildung zur Pflegeelternschaft und hoffen bald einem Buben oder einem Mädchen ein wundervolles Zuhause bieten zu können.
Ich stelle mir vor, dass dieses Kind ein Leben führen wird wie kein anderes. Es wird in einer bunten Familie aufwachsen und viele verschiedene Dinge als selbstverständlich betrachten, die für andere Kinder heute noch ungewöhnlich sind. Das Kind wird wie ein kleiner Baum über viele Wurzeln Erfahrungen für das spätere Leben aufsaugen. Mit Mobbing wird es sich nie beschäftigen müssen.
Ob ein Kind Eltern vom gleichen Geschlecht hat, wird keine Überlegung mehr wert sein. Für das Kind meines Bruders wird - egal wann - immer jemand da sein.
Es wird immer eine Schulter zum Anlehnen haben, ein offenes Ohr finden und jemanden an seiner Seite haben, der ihm den Weg zeigt, unterstützt und begleitet.
Wie ich das Kind beeinflussen werde? Ich werde da sein, wann immer es mich braucht. Gibt es ein Problem, irgendwelche Sorgen oder sonst etwas, wobei ich helfen kann, wird das Kind wissen: ich bin da. Ich bin an deiner Seite, wenn du mich brauchst.
Die Vorstellung, dass mein Bruder und sein Mann ein Kind bei sich aufnehmen und vielleicht auch adoptieren können, fühlt sich einfach richtig an. Sie werden dem Kind, sofern es das gibt, den richtigen Weg ins Leben zeigen und die restliche Familie wird dabei sein und helfen, wann es geht. Die beiden haben es so verdient. Sie mussten und müssen für dieses Recht kämpfen, das nicht gleichgeschlechtliche Eltern schon immer hatten.
Den Wunsch unserer Mutter nach einem Enkelkind werden sie auch erfüllen können.
Alles was ich mir noch von der Zukunft wünsche ist, dass die Rechte, die den heterosexuellen Leuten gegeben wurden, auch den Homosexuellen gegeben werden. Wenn ich mir eine Superkraft aussuchen könnte, würde ich mir wünschen, die Leute einsehen zu lassen, dass es keine Sünde ist, das gleiche Geschlecht zu lieben oder ein anderes sein zu wollen.
Das ist mein hoffnungsvoller Blick in die Zukunft.
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