Ein Blick zu viel
Nun saß er da und brütete immer noch an seinem Schulaufsatz. Markus sollte etwas über die Zukunft schreiben. Markus’ Kopf was leer. Er konnte sich die Zukunft nicht vorstellen. Mit all den Sachen, die in der Welt passieren, ist es schwierig, sich vorzustellen wie es weitergehen soll. Markus grübelte den ganzen Abend nach. Er konnte sich nicht ausmalen, wie die Welt in ein paar Jahren aussehen wird. Nach ein paar Stunden gab er auf. Er schrieb über fliegende Autos und Roboter, obwohl er genau wusste, dass er übertrieb. Er gab den Aufsatz ab und bekam darauf ungewöhnlicherweise eine schlechte Note. Markus war eigentlich ein kluger Junge; er war nur einfach zu faul, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Markus machte sich nie Sorgen über die Zukunft. Er lebte im Hier und Jetzt. Nachdem er aber merkte, wie unklar die Zukunft ist, war er brennend daran interessiert. Markus‘ Vater war Mathematiker. Eines Morgens fragte sein Sohn ihn: „Papa, weißt du, wie man zeitreist?“. „Hah. Wenn ich das wüsste, dann würden wir in einer Villa wohnen; mein Sohn.“ antwortete er in einem ironischen Ton. Doch Markus war nahezu besessen in die Zukunft zu reisen. Tag und Nacht recherchierte er nach. Man muss wissen, er war selbst ein ziemliches Ass in Mathematik und kannte Albert Einsteins Arbeit auswendig. Tag und Nacht arbeitete er an seiner Erfindung. Er programmierte ein hochmodernes Computersystem mit unglaublicher Leistung. Außerdem kaufte er sich eine Brille, die die Welt um ihn herum virtuell veränderte. Er ermöglichte es, die Zukunft zu berechnen und sie zu visualisieren. Er war bereit, in die Welt, von morgen einzutauchen.
Zuerst schaute Markus ins Jahr 2026. Er sah überall neue Dinge. Er konnte gar nicht glauben, dass in 4 Jahren die Menschheit so vorrangeschritten war. Doch das ihm zu wenig. Er reiste also in das Jahr 2050. Er stand auf einmal in einer riesigen Villa. Er fühlte sich alt. Markus dachte: „Das ist ja unmöglich! Ich werde reich! Das ist ein wahrer Zukunftszauber!“. Markus nahm die Brille ab und freute sich. Er reiste monatelang in der Zukunft herum und vernachlässigte jeden, weil er zu beschäftigt war, sein zukünftiges Leben zu simulieren. Eines Tages reichte es dem Vater. Als sich Markus eines Nachts nach einem langen Tag des Zeitreisen ins Bett legte, schnappte sich der Vater die Brille und den Computer. Er verbrannte ihn im Garten und warf den Abfall in die Mülltonne.
Als Markus bemerkte, dass sein Meisterwerk zerstört worden war, hatte er einen Zusammenbruch. Er arbeitete den ganzen Tag nur noch daran, sein Lebenswerk zu duplizieren. Sogar als seine Eltern ihn aus dem Haus warfen, arbeitete er munter in einem Hotel weiter. 40 Jahre versuchte er es, bis er aufgab. Es war bereits das Jahr 2050 und Markus war in keinster Weise auch nur annährend reich.
Markus hatte eine wunderschöne Zukunft vor sich. Doch die Zukunft ist nun mal undefiniert. Jeder kann über seine eigene entscheiden und durch sein Handeln eine gute Zukunft hervorbringen.
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