Ein Fluss? Oder doch gleich 2, 3, 4?
Jetzt sind sie schon herbstlich-rot. Schon herbstlich-rot gefärbt erscheinen mir die Blätter. Ebendiese, die gestern noch hell grün in der grellen, ungnädigen Mittagshitze geleuchtet haben.
Ich schließe kurz die Augen. Die laue Abendsonne wärmt meine Lider.
Ich sitz schon länger hier. Habe einige Menschen vorbeigehen sehen. Menschen mit Hund, Menschen alleine, Familien, eine Schulklasse und eine Kindergruppe. Ich vermute, sogar einen Geburtstagsausflug an mir vorbeiziehen gesehen zu haben.
Eine ältere Dame mit Enkelkind saß länger neben mir. Neben mir, auf dieser Bank, einen der wahrscheinlich letzten Sommerabende genießend.
Gut, allzu gut sogar, kann ich mich, gemessen an den Jahren, die seitdem verstrichen sind, noch selbst daran erinnern. Kann mich noch selber dran erinnern, mir ebendiese Bank mit meiner eigenen Großmutter, die es ja liebte hier zu sitzen, vor langer Zeit geteilt zu haben.
Schon komisch: die Bank ist jedes Mal, jeden Tag, jede Woche, jedes Jahr dieselbe? Doch: Ist sie das denn überhaupt? Was, wenn - ja was, wenn, die Bank, genau eben diese hier, denn gar nicht mehr dieselbe ist wie gestern, damals, letztes Jahr? Was, wenn die Bäume, die jetzt schon rot gefärbten Blätter, nicht gleich sind denen gestern, ganz im Gegenteil: jedes Mal anders und verändert, gänzlich neu?
Was, wenn ich selbst nicht mehr derselbe bin, wie heute Morgen, gestern Nacht?
Kann man denn zwei Mal in demselben Flusse baden?
Und was, wenn – ja was, wenn das überall so ist? Bei mir, bei ihr, in Finnland, Sachsen, Loipersdorf.
Dann, ja dann ist die Erde Neuland. Und zwar egal, wie weit man von zu Hause ist. Egal wie gut man jemand’ kennt; ja, ganz egal wie oft man diesen Weg schon hinter sich gelegt.
Was, wenn?
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