Ein Himmel voller Hoffnung
Die Nacht ist kalt für Juli. Wir liegen nebeneinander auf der Picknickdecke und machen uns gegenseitig vor, dass uns nicht kalt ist. Vor Stunden sind wir hinaufgestiegen, um den bestmöglichen Blick auf den Meteoritenschauer ergattern zu können. Unsere Spielkarten liegen vergessen neben mir – es ist inzwischen zu finster, um die Symbole zu erkennen. Ich schaue wieder auf die Uhr: Eine halbe Stunde nach Mitternacht, unzählige Sterne erhellen den Himmel, die Nacht klar wie nie zuvor, aber keine Sternschnuppen, nichts, in den letzten vier Stunden.
Sandra seufzt: „Ich muss morgen arbeiten, weißt du?“
„Die Nacht ist noch jung, der Himmel klar, es müssen welche kommen.“
„Das ist alles Aberglaube, das weißt du, oder?“
„Hierher zu kommen war deine Idee.“
Wir schweigen wieder. Früher haben wir das auch immer gemacht: Gemeinsam die Sterne beobachtet, mitverfolgt, wann die nächste Sternschnuppennacht bevorsteht und unsere Wünsche keiner Menschenseele verraten, nicht einmal einander.
Und so vergeht die Zeit. Meine Zähne fangen an zu klappern, Sandra summt eine Melodie, die mir vage bekannt vorkommt. Mittlerweile ist es schon nach vier.
Ich schließe meine Augen: „Du hattest Recht. Das hier ist zwecklos. Lass uns gehen, bevor deine Schicht anfängt.“
Ich spüre ihren Blick auf mir: „Nein, wir bleiben. Ich habe sowieso schon lange keinen Sonnenaufgang mehr gesehen.“
Als die Stille uns wieder einzuhüllen beginnt, fragt sie: „Warum wolltest du unbedingt eine sehen?“
„Wenn ich es dir sage, geht es nicht in Erfüllung. Warum wolltest du?“
Stille.
„Ist es dir wichtig, das, was du dir wünscht?“
Ich nicke. „Es ist sowieso nur Aberglaube.“
„Das ist es …. . Aber wer weiß, vielleicht bringt es ja was“
„Vielleicht.“
„…… Versuchen wir es morgen wieder?“
Wir bleiben und sehen zu wie die Sterne, der Sonne Platz machen, die sich vom Horizont erhebt. Noch in der Morgendämmerung steigen wir hinab und ich kaufe ihr bei der Tankstelle einen Kaffee.
Am Abend liegen wir wieder unter den Sternen.
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