-Ein Kaugummi namens Weltfrieden-
Wehrlos ausgelieferte Kinder, allesamt das Kindergartenalter nicht überschreitend. Hier fällt ein ächzendes seiner Mutter wie ein Sack Kartoffeln in die Arme. Ihr Gesicht - tränenverschmiert. Sie trauert um ein für immer verlorenes Familienmitglied. Gestikulierend schreit sie sich mit einer heiseren Stimme den Schmerz aus dem Leib, die umgehend von einer monotonen Übersetzung übertönt wird. Einige Minuten lang beansprucht die vorerst nur im Kleinformat ausgestrahlte Live-Aufnahme den kompletten Bildschirm. Mein Blick schweift über die in Trümmern liegende Wohnlandschaft, während das Gekreische im Hintergrund über gefallene Zivilisten inmitten von sich türmenden Bahren anschwillt. Entsetzen ist auf den zerfurchten Gesichtern der schwer Atmenden festgefroren. Ein markerschütternder Knall zerberstet den Lärm, dann sackt ein Greise leblos in sich zusammen.
, , Es reicht! ”, platzt es aus mir heraus und meine Hand schnellt zur Fernbedienung. Benommenheit und Wut, unbändige Wut, machen sich in mir breit wie hungrige, sich an einem Holzscheit hochzüngelnde Feuerzungen. Entgeistert fahre ich mir durch die Haare.
Ist es nicht merkwürdig, dass ein Wunsch, der zig Male geäußert wurde, ohne Weiteres verblasst, Überdruss hervorruft und aufgegeben wird, weil er seit Menschengedenken nicht in Erfüllung gegangen ist? Die Sehnsucht nach endgültigem Frieden, Weltfrieden. Dauernd lügen wir uns in die Taschen, indem wir uns davon überzeugen, wir wären nicht imstande, etwas zu ändern. Zusammengepresst die Lippen, jeden Kritikschrei unterdrückend, die Ohren zugehalten, die Augen zugebunden. Die Frage, warum viele nicht mutig für ihre Meinung stehen, ist wohl selbsterklärend.
Nicht aber unbedingt verständlich.
Von klein auf wird einem immer eingeschärft, man solle sich moralisch angemessen benehmen. Und doch: Zahlreiche werden erwachsen und stiften Unheil auf der Erde auf Kosten unschuldiger Leben. Was soll ich sagen? Vieles wird man sich möglicherweise nie erklären können.
Wir ignorieren das Heute, fürchten uns ohne Ende vor dem Morgen und bewundern das Gestern. Währenddessen fliegen die Tage an uns vorbei, kostbare Zeit in einer sinnentleerten, nüchternen Welt. In einer Welt, in der die Mehrheit mit Scheuklappen herumirrt, nur auf sich bedacht. In einer Welt, in der Lügen und kolportierte Information eher an die Öffentlichkeit gelangen als die eigentliche Wahrheit. Unsere Leben verbinden und teilen uns gleichzeitig. Wenn das kein verrückter Widerspruch ist.
Wer sich um seinen Bruder sorgt, bildet oft eine Ausnahme. Toleranz ist nicht selbstverständlich, Barmherzigkeit eine Seltenheit und das Streben nach der Wahrheit- Lassen wir das.
Ich habe nicht geträumt, aber wenn sich nichts ändert, wird dieser Wunsch in seiner Definition als Traum festsitzen. Denn die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende.
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX