Ein Leben lang
Ich bin da.
Da, wo meine Reise
begonnen hat.
Mitten in Piepstönen
Sowie lauten Schritten.
Der Geruch ist ein eigener.
Er sticht in der Nase
Beruhigt aber auch.
Und alles ist weiß.
Doch nicht Weiß, wie glitzernder Schnee.
Eher ein von Wärme geprägtes Weiß.
Weiß, wie die Federn eines Schwanes.
Trotz dessen ich alleine hier liege,
fühle ich mich nicht einsam.
Weite Vorhänge umranden mein Bett
Sie wehen, obwohl sich kein Lüftlein regt.
Sie bewegen sich hin und her.
Hin und her,
Hin und her.
Also schließe ich meine Augen.
Tauche hinab in meine Erinnerungen.
Ich sehe sie klar vor mir.
Eine Sandburg vor einem stürmenden Meer.
Gebaut von Leuten,
die einst mein Herz besaßen.
Den freien Fall,
nachdem ich gesprungen war.
Mein Leben, nur an diesem Seil befestigt.
Die Augen meiner Eltern funkeln stolz.
Ein weißes Zelt,
Lila, türkise, ja, sogar gelbe Blumen schmückten es.
Und dann sah ich ihr Gesicht.
Ihr Lächeln,
so strahlend wie tausende von Sternen.
Ihre Augen,
so braun wie Schokolade.
Ihre Art,
als wäre sie direkt meinen Träumen entsprungen.
Sie war perfekt.
Die schönen Momente mit ihr waren unzählige.
Knisterndes Feuer.
Lautes Lachen.
Verbrannte Marshmallows.
Meine Freunde, die scherzten.
Sie, an meine Schulter gelehnt.
Über uns die strahlenden Sterne.
Das wahr wahrlich mein allerliebster Augenblick gewesen.
Niemand dachte an Morgen.
Wir waren alle im Hier und Jetzt.
Ohne Sorgen, ohne Trauer.
Nur wir.
Und wir alle dachten,
das würde für immer so bleiben.
Ich öffne meine Augen und kann ihnen fast nicht glauben.
Sie alle sind hier.
Meine Freunde,
die vom Lagerfeuer.
Meine Schwester,
ihr rinnt eine Träne über die Wange.
Mein Sohn,
er ist größer geworden.
Seine Hand trifft auf meine.
Seine Frau neben ihm.
Sie alle sind da.
Ich bin da.
Da, wo meine Reise
enden wird.
Sie sind alle da.
Alle außer ihr.
Meine Stimme klingt rau.
Die langsam schwärzer werdende Umgebung verschwimmt.
„Ich komme“
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