EIN LEBEN VOLLER ANGST
Meine Familie lebte zur Zeit des Jugoslawienkrieges in Bosnien. Meine Mutter ist vor dem Krieg, nach Österreich ausgewandert, weil sie ein besseres Leben haben wollte. Als der Krieg begann, waren meine Tante 12 und ihre Schwester 3 Jahre alt. Meine Oma hatte also zwei Kinder im Haus, mein Opa musste in den Krieg ziehen. In die Schule gehen konnte meine Tante nicht. Das Essen wurde knapp, es war ein Segen, dass uns die Hilfsorganisationen anderer Länder in dieser Not halfen. Neben Essen fanden sich in den Hilfspaketen Kosmetikartikel, Medikamente und Kleidung. Meine Tante hat sich jedes Mal auf Süßigkeiten gefreut, weil Süßigkeiten damals nicht selbstverständlich waren. Mit Wasser hatten sie keine Probleme, weil Bosnien sehr viel Wasser hat. Das Schlimmste für sie war, dass sie monatelang keinen Strom hatten und sie sich nur einmal im Monat bei meiner Mutter in Österreich melden konnten.
Wie sie sich gemeldet hat? Die Soldaten stellten sich um eine Telefonzelle, damit die Familien ihre Verwandten im Ausland anrufen und ihnen Bescheid darüber geben konnten, wie es zu Hause lief.
Mein Opa musste in den Krieg ziehen und sein Land verteidigen. Meine Oma, meine Mutter und meine Tante lebten in ständiger Angst, weil sie fürchteten, dass er nicht mehr lebend nach Hause kommen würde. Sie alle hofften, dass der Krieg schnell vorbei ist, aber diese Hoffnung wurde bitter enttäuscht. Aus der Stadt kamen viele Flüchtlinge ins Dorf, die Grenzen nach Kroatien wurden dicht gemacht, indem man die Brücke sprengte. Die Stadt Brcko war von der serbischen Armee eingenommen worden, Kampfflugzeuge schossen Granaten auf das Dorf meiner Verwandten. Sie lebte in ständiger Angst, dass die nächste Granate ihr Haus treffen könnte. Unzählige Male gab es Explosionen und die Menschen sind schnell in den Keller gelaufen, um dem Bombenhagel zu entrinnen. Mein Opa war bis Kriegende an der Front und überlebte diese zum Glück.
Meine Familie hat in diesem Krieg in Angst und Schrecken gelebt. Und dennoch hatten wir Glück im Unglück, denn meine Familie hatte weder Verletzte noch Tote zu beklagen.
Ich wünsche mir, dass wir und unsere Kinder niemals einen Krieg miterleben müssen. Nirgendwo sollten die Menschen in Furcht und Angst leben müssen, weil einige wenige an die Macht wollen und dies so sehr, dass sie den Verhandlungstisch verlassen und zu den Waffen greifen. Die großen Opfer sind die Soldaten, die gar nicht kämpfen und die Zivilisten, die in Ruhe und Frieden leben wollen.
Der Krieg hat meinen Großvater sehr still und demütig gemacht. Er sah unzählige Tote und Verletzte, er hatte überlebt. So wollte es das Schicksal. Er konnte es kaum annehmen, dass so viele gestorben und er einer der wenigen Überlebenden war.
Krieg sollte nirgendwo sein, niemand sollte sein Leben in Angst und Furcht verbringen müssen. Jeden Tag mit dem Wissen beginnen, dass dieser Tag der letzte sein könnte, wünscht sich niemand.
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