Ein ( nicht) ganz alltäglicher Schultag
Nach einem langen Schultag freute ich mich so sehr darauf endlich heimzukommen, dass es dauerhaft an meiner Konzentration nagte. Ich saß acht Stunden in der Schule und konnte nur noch ans Essen denken. Gestresst wartete ich auf das Läuten der Schulglocke, um Angst, dass meine Suppe, die zu Hause auf dem Esstisch bereits auf mich wartete, kalt geworden war. Als es endlich so weit gewesen war und alle aus den Klassenräumen stürmten, versuchte ich der Erste zu sein, der die Schule verlässt. Es war ein harter Kampf, der kein Ende nahm, aber schlussendlich setzte sich meine geistige Reife doch durch und hängte den Wettkampf an den Nagel. Überdurchschnittlich schnell öffnete ich mein Fahrradschloss und fuhr wie ein Weltmeister durch die Menschenmenge, die auf dem Weg zum Busbahnhof war. Ich spürte das Adrenalin. Mein Blut pochte. Slalom und mit gefühlter Lichtgeschwindigkeit links und rechts an allen vorbei. Dann geschah das, was geschehen musste. Eine alte Dame verirrte sich in die Reihen der Schüler und versperrte mir den Weg. Die Bremsen quietschten und das Vorderrad blockierte. Jede spontane Rettungsaktion meinerseits kam zu spät und ich krachte in die Dame hinein. Ich schliff am Boden und meine Knie brannten wie Feuer. Als ich langsam zu mir kam und mir bewusst wurde, was gerade geschehen war, ging ich natürlich zuerst zu der Passantin. Ich habe noch nie so gezittert wie in diesem Moment und hoffte der Dame sei nichts Schlimmes passiert. So schnell konnte ich gar nicht schauen und schon hatte ich einen Schlag mit ihrem Stock abbekommen. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, als sie fuchsteufelswild schrie: „Geh bitte, geh doch bitte!“. Dem Kommando folgend nahm ich mein Fahrrad und setzte meinen Heimweg ernüchtert zu Fuß fort.
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