Ein Schritt und dann . . .
„Weißt du, was ich mich schon immer gefragt habe? - Wie es ist zu fliegen.“
Ich hätte mir wirklich nie gedacht, dass ich jemanden wie dich einmal kennen lernen würde. Jemanden, der mich versteht, mit mir weint und mir aufhilft, wenn ich falle. Du hast mich gefunden, hilflos und allein, hast all deine Kräfte benutzt, um mich stark zu machen und jetzt bist du weg…
Von Tag zu Tag wurde deine Haut blasser, das Funkeln in deinen Augen erlosch, bis schließlich nichts mehr von dem Menschen, den ich kannte, übrig war. Ich habe dich verloren – so wie alle anderen, die mir etwas bedeutet haben.
Für einen kurzen Augenblick dachte ich, dass ich mich wieder in Dunkelheit hüllen würde – hilflos und allein – doch das hättest du nicht gewollt. Bis zu deinem letzten Atemzug hast du für mich gekämpft, mir gezeigt, wie wunderschön das Leben sein kann. All diese Mühen zunichte zu machen wäre falsch gewesen. Also habe ich gekämpft – für dich – gegen die Dunkelheit, bis ich das Licht, die Hoffnung, wieder fand.
Lange Zeit habe ich mich geweigert, unseren Platz zu besuchen – den Ort, an dem du mich gefunden hast – doch jetzt stehe ich an jener Stelle, an der du immer gestanden hast. Am Rand der Klippen, wo man das Gefühl hat, frei zu sein.
An diesem Ort hast du mich einmal gefragt, wie es wohl sein mag, wirklich frei zu sein, sich wie Blütenblätter im Wind treiben zu lassen, fliegen zu können… Leider durftest du es nie erfahren.
Immer wenn du hier standest, hast du in den Himmel gestarrt – zu den Sternen, die unendlich weit weg schienen. Heute glaube ich, dass sie ganz nah sind und dass du auf einem von ihnen sitzt und auf mich herabsiehst – mit einem Lächeln im Gesicht, weil ich es auch ohne dich geschafft habe.
Du hast einmal zu mir gesagt, dass der erste Schritt immer der bedeutendste sei. Heute, wo ich am Rand dieser Klippen – unserer Klippen – stehe und zu den Sternen blicke, weiß ich, dass du damit Recht hattest.
Egal wie klein der Schritt ist, er bewegt eine Menge. Man kann es sogar schaffen zu fliegen. . .
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX