Ein Universum ohne Krieg?
Meine Mutter und ich waren auf dem Weg zum Camp. Währenddessen hörten wir beide einen Knall nach dem anderen und mehrere Raketen in der Ferne. Meine Mutter ging plötzlich schneller und auch ich erhöhte mein Tempo, jedoch erschwerten die Säcke in meiner Hand, die mit Brot gefüllt waren, mir mit ihrer Geschwindigkeit mitzuhalten.
Einige Schritte später fiel mir ein Poster auf, das auf dem Gehsteig lag. Es war Propaganda, auf dem Poster stand: „Spucke Blut bis zum letzten Tropfen.“ Darauf war ein Soldat zu sehen, der aus seinem Mund blutete und lächelte. Meine Mutter schaute zu mir, rief mich zu ihr und fragte, warum ich auf einmal stehen bliebe. Ich deutete auf das Poster unter mir und fragte sie, ob ich es mitnehmen dürfe.
Daraufhin hörte ich ein lautes Pfeifen und gefolgt von einem Knall. Es fühlte sich auf einmal so an, als würde mich jemand mit voller Wucht gegen die Wand schubsen. Als ich den Knall hörte, fing es an so hell zu werden, sodass ich meine Arme von der Wand nicht unterscheiden konnte. Ich fiel plötzlich zu Boden und mir wurde dunkel vor den Augen – ich habe das Bewusstsein verloren.
Nach einiger Zeit wachte ich wieder auf und bemerkte, dass meine Mutter mich trug und nach Hilfe schrie. Ich schaute nach unten und sah, dass ich schwer verletzt war, ich fühlte dabei höllische Schmerzen und mein Körper war mit Blut besudelt. Vor Scheck wollte ich schreien, doch ich war zu sehr unter Schock. Mir wurde langsam kalt.
Ich bemerkte, dass meine Mutter humpelte. War sie etwa auch verletzt? Mir wurde langsam schwindelig und meine Sicht wurde immer verschwommener. Mir wurde immer kälter und kälter, obwohl es Sommer war. Während meine Mutter weiterhin laut nach Hilfe schrie, wurde mir immer schwarzer vor meinen Augen. Ich fühlte Wassertropfen auf meine Wagen fallen und sah, dass meine Mutter verzweifelt weinte. Ich habe sie nie in so einen Zustand gesehen. Wohl eher spürte ich, dass es das letzte Mal war, dass ich sie lebendig sehen würde.
Meine Augenlieder schlossen sich langsam und ich fühlte nichts mehr: Keinen Schmerz, keine Kälte … gar nichts. Es ging alles so schnell. Einen Augenblick zuvor stand ich noch mit meinen eigenen Beinen und jetzt trug mich meine Mutter. Einen Augenblick zuvor war ich kerngesund und jetzt stehe ich am Rande meines Lebens… Vielleicht gibt es in einem anderen Universum keine Kriege?
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