Eine Begegnung im Kaffeehaus
Es war ein heißer, aber regnerischer Tag. Anna saß in einem kleinen Kaffeehaus, trank ihren Cappuccino und las gleichzeitig in ihrem Buch. Drinnen war es so warm, dass sie ihren Blazer auszog und ihren Kaffee genoss. Nach einer Weile kam ein Mann herein, und sofort hatten Anna und er einen kurzen Moment Blickkontakt. In seinen Augen lagen Unglück und Enttäuschung. Er setze sich an den Nebentisch und bestellte einen Café Latte. Anna konnte ihren Blick nicht von ihm abwenden, weil er so traurig aussah.
Eine Weile lang beobachtete sie ihn, fast ohne die Augen zu bewegen. Sie fragte sich, ob sie zu ihm gehen und mit ihm reden sollte. Doch dann gab sie den Gedanken auf und wandte sich wieder ihrem Buch zu.
Plötzlich begegneten sich ihre Blicke erneut. Anna nahm all ihren Mut zusammen und sprach den Mann an: „Geht es dir gut? Man sieht an deinen Augen, dass es dir nicht gut geht. Wir können reden, wenn du möchtest.“
Der Mann fragte: „Wie konntest du an meinen Augen erkennen, dass es mir schlecht geht?“
Anna antwortete: „Ich verstehe Menschen sehr gut. Ich habe viele Bücher darüber gelesen, wie sich Menschen fühlen können, und außerdem bin ich Psychiaterin.“
Daraufhin erzählte der Mann mit tränenden Augen, dass er vor einigen Tagen seinen besten Freund bei einem Autounfall verloren habe und nun nicht wisse, wie er ohne ihn weiterleben solle.
Anna sagte zu ihm: „Ich verstehe dich sehr gut. Vor einem Jahr habe ich meine beste Freundin ebenfalls bei einem Autounfall verloren, und ich konnte mich lange Zeit davon nicht erholen.“
„Ich weiß, wie du dich fühlst“, fügte sie hinzu. „Es ist jetzt schwer, aber du wirst es überwinden, so wie alle anderen auch.“ Um ihn abzulenken, stellte Anna ihm ein paar Fragen. Sie fragte „Wie alt bist du?“
„33“, antwortete er.
„Was sind deine Hobbys?“, wollte sie wissen.
„Schwimmen und Sport treiben. Und du?“, fragte er zurück.
„Lesen und spazieren gehen,“ antwortete Anna. Sie unterhielten sich eine Weile, und schließlich fragte Anna, wie er hieß.
„Felix“, sagte er. „Und du?“
„Ich heiße Anna“, erwiderte sie. Beide lächelten, und ihre Augen strahlten vor Glück. Sie saßen schon seit vier Stunden im Kaffeehaus, ohne zu bemerken, wie die Zeit verging. Am Ende tauschten sie ihre Telefonnummern aus und hatten einen langen Augenblick Blickkontakt. Von diesem Tag an wurden Anna und Felix beste Freunde.
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