eine flut an mut
der himmel ist grau
wolkenbelastet
ich wandle darunter
auf beton, der das grau zu spiegeln scheint
der einzige bunte fleck
mein kopf
man sagt, ich sei mutig, so hoffnungstreue farben und phantasien
in mir zu tragen
ich sage, mutig wäre es, sie auch herauszutragen
und mit diesen farben
wände anstreichen
oder zumindest gesichter
erleuchten
doch woher nehmen wenn nicht stehlen,
diesen mut?
am weg nachhaus
ist die welt kein stück bunter
in meinem sonst so bunten kopf
turnen gedanken rauf und runter
drängen mich an meinen schreibtisch,
wollen raus, wollen weg,
aufschreiben soll ich sie,
verlangen sie
und vertrauen, dass sie gut sind,
meine wörter
und flink und wendig wie der wind
doch unmut ist länger als mut
stunden vergehen
das blatt bleibt nur ein einsames blatt
das nichts zum unterscheiden hat
von seinen artgenossen
ich stelle mir vor, unsichtbare wörter
stehen schon drauf
die nur drauf warten,
angemalt zu werden
ach, die farben.
ich möchte sie endlich verwenden
ich möchte nicht, dass sie in meinem kosmos verenden
ohne einmal das helllichte licht
- denn ohne das wären sie nicht -
erblickt zu haben
ich stelle mir vor:
ein baum im frühling, mit blüten und bienen und vögeln und purem leben
da fällt mir ein
die welt ist bunt
und lustig
und ein einziges phantasiekonstrukt
und mir fällt ein,
was die lösung ist für mein problem
ich schreibe auf den zettel
un mut
und schreibe davor ein „n“
nun mut
sammle alles an mut in mir zusammen
stecke es in einen topf
mit genuss
wut
kraft
vertrauen
koche es für 30 min.
rühre um und trinke das elixier
namens lebenslust
und ich öffne das fenster
werde ein paradiesvogel,
ein letzter blick zurück
auf meinen gemütichen unmut
dann
fliege ich los
streue farben und gesang
über die köpfe der menschen
und sie schauen auf
und sie halten inne
und ein lächeln zieht über ihre gesichter
vielleicht bis in ihr herz. . .
der übermut
war doch zu etwas gut
denn auf ihm beruht
so manches wunderwerk
und alles ist ein wunderwerk
was lebenslust erschaffen hat
nach meiner landung
wusste ich,
ich brauche keine flügel um zu fliegen
und überschwemmte die welt
mit einer sintflut an farben und geschichten
die flut von mut
war gut
werden sie sagen, in tausenden jahren
die welt erschafft sich neu
wenn sich bloß jemand traut
die schleusen aufzumachen
und einfach loszulachen.
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