Eine Homage an die Zeit
Tempo.
Ein Wort, das nach Geschwindigkeit klingt – und gleichzeitig nach Ruhe.
Die ersten zwei Buchstaben scharf wie ein Startschuss, die letzten drei weich wie das Ausrollen nach einem Rennen.
Ich sitze in der Straßenbahn. Alles bewegt sich, alles fließt, und trotzdem fühle ich mich wie ein fester Punkt im Strom. Neben mir tippt jemand blitzschnell Nachrichten ins Handy. Gegenüber blättert eine Frau so langsam durch ihre Zeitung, dass man meinen könnte, die Seiten könnten verstauben, bevor sie umschlägt. Zwei Geschwindigkeiten, ein Raum.
Das Leben ist kein Taktstock. Es ist eher wie ein Mischpult:
Hier Beats per Minute, dort Herzschläge pro Sehnsucht.
Manchmal rennt die Zeit los wie ein Sprinter auf der Zielgeraden. Ich hinterher – keuchend, mit offenen Schuhbändern.
Und manchmal zieht sie sich wie Kaugummi: süß, klebrig, endlos. Fünf Minuten werden zu Stunden, wenn man nur auf eine Antwort wartet.
Dann gibt es noch diese geheimen Tempowechsel:
- Wenn man lacht und plötzlich merkt, dass drei Stunden vergangen sind.
- Wenn jemand sagt: „Wir müssen reden“ – und die Zeit plötzlich hart wird wie Beton.
- Wenn ein Basketball fliegt, ganz langsam, fast wie in Zeitlupe.
Tempo ist kein Maß, sondern ein Gefühl.
Es ist der Rhythmus, in dem man lebt, atmet, liebt, verliert.
Vielleicht sollten wir öfter mal den DJ wechseln.
Manchmal das Tempo runterdrehen, um die Stille zu hören.
Manchmal den Regler hochziehen, bis der Puls den Takt vorgibt.
Am Ende zählt nicht, wie schnell man war – sondern ob man den Beat gespürt hat.
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