Eine Straße
Eine Straße. Links und rechts davon hängen dichte dunkelgrüne Äste und werfen Schatten auf die kleine, schwach beleuchtete Straße. Ein kleines Auto rollt langsam die Straße entlang. Die Scheinwerfer leuchten nur schwach und der Motor rattert leise.
Er dreht die Heizung höher. Beim Ausatmen bilden sich kleine Rauchwolken. Leise läuft das Radio im Hintergrund. Langsam und gleichmäßig hört er den Atem von ihr im Rücksitz. Sie liegt da. Liegt da und schläft. Eingewickelt in einer roten Decke, die sich stark von ihrem hellen Gesicht abhebt.
Das Auto schlängelt sich langsam die Kurven der kleinen Straße entlang. Das Motorgeratter wird bei einem Hügel etwas lauter. Er wirft einen besorgten Blick auf die Rückbank. Auf sie. Sie liegt noch immer dort.
Wenn er ausatmet, bilden sich kleine Wolken. Er schaut in den Rückspiegel. Kann durch die beschmutze Rückscheibe aber nur verschwommen sehen. Er richtet den Blick wieder auf die Straße vor sich. Durch diese Scheibe sieht er klar in die Dunkelheit vor sich, die nur schwach beleuchtet wird.
Er wirft einen Blick nach rechts auf den Beifahrersitz. Dort liegen Zettel und eine leere Snickerspackung. Darunter liegt noch etwas. Es bilden sich kleine Falten auf seiner Stirn.
Langsam wird die Straße breiter und der Wald, der die Straße umgibt, lichtet sich.
Er erkennt am Ende der Straße, in der Ferne, ein schwaches Licht. Nur stark genug, um den Nachthimmel kaum merklich zu erhellen.
Er blickt über die Schulter. Sie liegt noch immer dort. Langsam nähert er sich dem Licht. Meter für Meter. Er wirft erneut einen Blick in den Rückspiegel. Wieder sieht er nur den Dreck auf der Scheibe. Als würde sie beabsichtigen, nichts zu sehen außer den Schmutz.
Vor ihm aber ist die Straße jetzt hell beleuchtet, und das Auto taucht in das Licht ein.
Als er diesmal ausatmet, bilden sich keine Wolken mehr.
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