Eine von euch
Ohne Angst, zu scheitern,
könnte ich meinen Horizont erweitern,
So, wie immer alle sagen,
ich solle mich auf Neuland wagen!
Ich könnte versuchen.
Ich könnte probieren.
Ich könnte
endlich eine von euch sein,
beim Ausgehen groß, sonst immer klein.
Unter der Woche in der Schule chillen,
am Samstagabend aber alles killen.
Prost, einen Spritzer brauch ich noch,
sonst fall ich schnell in dieses Loch, aus dem ich nicht mehr rauskomme.
Nach drei Radlern, zwei Malibu Orange, einem Schluck Vodka, zweieinhalb „Flying Bull“ (die andere Hälfte ausgekotzt), einem Gin Tonic, ein paar Stamperl Rum und mehreren Plastikbechern voll billigem Tetra Pack-Wein (zählen geht schon lange nicht mehr) sänge ich mit euch: „Einer geht noch, einer geht noch leicht!“
Nicht mehr bemerkend, dass es schon lange reicht.
Da noch einer geht und dann noch einer, wären es bald vier,
zum Abschluss bestellt der fesche Typ für mich noch ein Bier,
während ich mich machen würde lauthals zum Deppen,
denkt er nur daran, mich abzuschleppen.
Ihr würdet mir ganz aufgeregt zuflüstern,
weil er zu mir gesehen hätte, lüstern.
Ein Blick von ihm, da reicht’s, ich werde rot!
Mein Hirn würde längst Alarm schlagen, doch das ist eh schon halb tot.
Also würde ich nicht länger als drei bei der Party bleiben,
noch gleich eine Nachricht, ich schläfe bei euch, an meine Eltern schreiben.
Das wäre sie gewesen, die allerletzte Hürde,
bevor er mir an die Wäsche gehen würde.
Atemlos würde ich ihm gestehen,
dass wir nun gemeinsam Neuland begehen.
Ihm wäre es wurscht, der Instinkt, die Lust zu groß,
bis ich irgendwann wimmern würde: „Lass mich los!“
Fünf Wochen später: einer geht nimmer,
meine Bauchkrämpfe werden immer schlimmer!
Den Schnaps lass ich weg,
dafür esse ich Schokolade mit Speck,
Käse mit Vanilleeis,
Essiggurke mit Vollkornreis.
Es wäre einfach ein riesengroßer Scheiß,
wenn er gefakt wäre, sein Ausgeh-Ausweis.
Denn der Test könnte doch positiv sein!
So würde ich mich abermals auf Neuland bewegen
aber für neun Monate keinen Alkoholgenuss mehr pflegen.
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX
