Einige wenige Sekunden

Ein Augenblick,

einige wenige Sekunden, was haben die schon zu bedeuten. Ich sitze auf meinem

Balkon, rieche die kalte Abendluft, der Geruch von Winter, und für einen

Augenblick bin ich wieder verliebt und sitze mit ihm da, rieche mit ihm die kalte

Winterluft und genieße mit ihm die Ruhe. So wie es da gerochen hat, riecht es

jetzt auch wieder. Nicht nur die kalte Wiener Nachtluft, jetzt bilde ich mir ein,

auch ihn zu riechen. Ein Augenblick und ich bin nicht mehr in der Gegenwart.

Schon komisch, wie Zeit funktioniert, gerade habe ich ihn kennengelernt, dann

meine Augen nur für einen Augenblick geschlossen und plötzlich habe ich seit

einem halben Jahr nicht mehr mit ihm geredet.

Ein Blick, ein Augenblick und so viel kommt auf einmal hoch. Errinerungen,

Gefühle, Geschehen, welche sich über Monate in meine Synapsen gebrannt haben.

Da ist es egal, ob sein Name mir das letzte Mal vor 6 Tagen oder 6 Monaten über

die Lippen geglitten ist. Ein Blick, ein Augenblick reicht, und ich bin nicht mehr in

der Gegenwart. Ein Augenblick, einige, wenige Sekunden, welche mich dann die

nächsten Tage beschäftigen. Aber es sind doch nur einige wenige Sekunden,

einige wenige Sekunden, die mich dann tagelang beschäftigen. Wie arg der eigene

Verstand mit einem spielen kann! Ein Tag hat 86. 400 Sekunden, wie kann es sein,

dass ein Augenblick, einige wenige Sekunden, vielleicht sogar weniger als eine

Sekunde, ein Blick, ein Augenblick, oder das Fehlen eines Blickes mich tagelang

beschäftigen können. Wie viel Augenblicke bedeuten können! So kurz, aber so

bedeutsam.

Dabei gibt es so viele Augenblicke, die nichts bedeuten, so viele Sekunden, ja,

auch Stunden oder Tage, die so wenig bedeuten, dass wir uns nicht einmal an sie

erinnern können.