Eins und doch so viele
Eins und doch so viele
Genug.
Es ist niemals genug und es wird auch niemals genug sein.
Denn was ist schon genug?
Ist genug so viel wie es gibt?
Ist genug so viel wie du brauchst?
Ist genug so viel bis du satt bist oder so viel, bis er satt ist?
Genug ist immer anders, und doch immer gleich.
Genug für mich, muss nicht genug für dich sein.
Genug für ihn, nicht genug für sie.
Genug für dünn ist vielleicht nicht genug für dick, so wie genug für klein nicht genug für groß sein muss.
Oder genau umgekehrt?
Genug kann eins sein, oder zwei.
Wenig, oder viele.
Gut oder schlecht.
Satt oder Hunger.
Und heißt genug immer genug?
Kann genug nicht heißen
Ich kann nicht mehr
Oder, ich sollte nicht mehr
Oder, da ist nichts mehr
Oder, für dich noch mehr?
Nur eines bleibt gewiss.
Genug ist nie lang,
Egal
Wie
Oder wo
Oder wann.
Sie.
Da saß sie, gerader durch gedrückter Rücken, starre hochgezogene Schulter, den Blick konzentriert nach Vorne gerichtet. Bloß nicht zur Seite schauen, bloß nicht zu ihm, bloß nicht in das unergründliche Schwarz seiner Augen.
Da. Ein Zucken. Nach vorne. Seine Hand. Und dann. . Die Worte. Alles was sie nicht hören wollte.
„Bist du etwa schon satt?“
„Danke, ich hatte genug. Darf ich schon aufstehen?“
Er.
Dieses Mal wollte er es gut machen. Dieses eine Mal. Er hatte sich fest vorgenommen sein Bestes zu geben, aber wie konnte das sein Bestes sein?
Die Anderen verstanden nicht. Verstanden nicht die Wichtigkeit, nicht sein Drängen nach Verbesserung.
„Ausreichend.“
Wie er es hasste. Und wie sie ihn aufbauen wollten.
„Warum regst du dich eigentlich auf? Du fällst nicht durch, ist das nicht genug?“
Es.
Alle wollten sie es haben. Ein jeder stand Schlange um nur einen noch so kleinen Blick darauf zu erhaschen. Die Augen weiteten sich, die Münder klafften weit offen, Kinder schrien, Frauen kreischten. Nicht mal werben mussten die Entwickler, ganz allein hatte sich die Nachricht verbreitet.
Warum es immer noch dort war?
Geld.
Keiner der Neugierigen hatte genug davon.
David.
Dort sitzt er, einsam und allein, trägt bei sich weder Schwert noch Schild,
Nur Mut und Tapferkeit im Herzen. Auf dem fernen Hügel dort,
Gekrönt von Liebe, voll der Schmerzen. Es nähert sich,
Des kühnen Geistes lang ersehnter Feind. Ein Sturm zieht auf,
Von Süden her, wild und frei und ohne Grenzen. Der Gegner naht,
Die Zeit des Wankens lange schon vorbei. Grausam ist er,
Sicherlich, doch kann man ihn nicht klagen. Von schwachem Denken,
Dumpfem Ausdruck, leicht hat er es nie gehabt. Steht er dort,
Vor unsrem Helden, schweigt und starrt und rührt sich nicht.
Ein Goliath, fürwahr.
Da schallt es aus dem Himmelshaus, ganz fürchterlich bedrängend,
„Kämpft, kämpft, jetzt kämpft doch schon!“
Ein blonder Schopf, zwei Äuglein klein, die Fäuste längst geballt vor Wut.
„Es reicht Papa, ich will nicht mehr, du hast genug erzählt.“
Der Ritter starb den Helden Tod, erdrückt von inniger Umarmung.
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