Einswerden
Ihre eigene Aufregung schickte einen Schauer voll prickelnder Vorfreude und euphorisch springendem Glücksgefühl durch ihren gesamten Körper, welcher sich anfühlte, als würde er getragen von einer flaumigen milchfarbenen Wolke, die unentwegt unter ihr schwebte und sie in das beständige Gefühl der Sicherheit einbettete, wie frisch gewaschene nach Frühling duftende Bettwäsche. Einer inneren Eingebung folgend tat sie noch einen Schritt vorwärts und fühlte das leise flüsternde Gras verlockend über ihre feinfühligen Fußsohlen streifen wie ein im Wind wehendes Tuch aus hauchzartem Seidenstoff bestehend. Vor ihr tat sich ein tiefer, geradezu monströser Abgrund auf und die plötzliche Wahrnehmung des gewaltig rauschenden, sich stetig ausweitenden von abyssischem Dunkelblau durchzogenen Meeres, schien sie ekstatisch zu verschlucken. Die kräftigen Sonnenstrahlen durchdrangen ihre Haut als wäre sie eine Barriere, doch es geschah so mühelos und so sanft, dass sich die Wärme des intensiven Lichts in lediglich einem lütten Bruchteil einer Sekunde der endlos weiterlaufenden Zeit in ihrem ganzen Körper ausbreitete, ihn erfüllte und wärmte, bis in die vordersten Punkte ihrer Fingerspitzen und weiter hinausströmte, ihrem Weg zum Ursprung alles Guten in linienhafter Bewegung folgend. Sie hob ihren Kopf und streckte ihn dem hell schimmernden perlmuttfarbenen Himmel entgegen. Ein scharlachroter Schmetterling ließ sich auf ihrer Nasenspitze nieder und kitzelte sie mit seinen hauchdünnen, scheinbar durchsichtigen und doch so intensiv gefärbten Flügeln, die sanft und weich durch die stechend frische Luft segelten, wie die stillen Wellen des von Ebbe gekennzeichneten ruhenden Meeres. Eine Brise schmiegte sich behutsam an ihre ebenmäßige, samtige Haut, fuhr geräuschlos durch ihr feines rötliches Haar und ließ diese fließend an ihrem wohlgeformten Gesicht entlanggleiten. Sie hörte zwitschernde Vögel von ihrem Leben erzählend singen und nahm eine fast unmerklich wispernde Stimme wahr, die Worte sprach so süß und fein wie der Geschmack von auf der Zunge zergehendem flüssigem goldbraunem Honig. Sie erkannte, dass es ihre eigene Stimme war, die sich um sie legte wie eine wollene Decke, sie bestärkte und behütete, sie umgab wie ein magischer Schleier aus vollkommenem Glück. Sie fühlte sich angekommen, sie fühlte sich zuhause. Der Anklang eines farblich kaum zu beschreibenden wundervollen Glanzes erfasste sie und trug sie mit Leichtigkeit über das weite Meer hinaus, das von tausenden Grüntönen geschmückte Land hinter sich lassend, immer weiter gen Himmel. Und so flog sie davon, wie ein Engel im himmlischweißen Kleid, beschenkt mit sonnengefärbtem lockigem Haar, begleitet von hellem sich nach oben hin öffnendem Glockengeläut, umgeben von einem ewig währenden Schein, voller Hingabe, gänzlich versunken im glitzernden Zauber des unendlichen Augenblicks.
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