Ekelhaft
Knien. Wieder mal.
„Wenn du etwas hörst, das du fucking ekelhaft findest, läuft dir dann auch ein so‘n verfickter Schauer über den Rücken?“
Essen, Fingernägel auf der Tafel, tiefe Wunden, Gabelkreischen am Teller, vulgäre Sprache. Ja.
„Jetzt scheiß dich nicht an, schau‘ nicht so dumm! Fühlst‘ dich etwa gestört?“
Ja. Das ist ekelhaft. So wie das am Boden Knien.
„Wie bitte?“
„Ja, ein Schauer.“
Oberkörper stärker gegen die weiße Keramikschüssel pressen. Drückt unangenehm kalt auf meinen Hals.
„Fühlst dich doch nachher immer besser, oder, Drecksstück?“
„Bitte red‘ nicht so.“
Das Zittern fängt an. Kotgeruch steigt auf, doch vielleicht nur Einbildung. Übel bis zur Kehle. Widerlich.
„Sonst was? Bin ‘n Teil von dir, du Arschloch kriegst mich nicht einfach weg.“
Ja, ein Schauer.
„Bist ja nicht mal echt!“
Leise, Armhaare stellen sich auf.
„Warum funktioniert es dann jedes einzelne fucking mal? Scheiße, mach endlich weiter!“
Geräusche: Tür wird geöffnet, Stimmen.
[energisches Flüstern]: „Mann shit, ich hab doch gesagt du sollst weitermachen!“
Kalt. Augen zu. Druck in den Ohren. Wie viel Zeit vergeht?
Das Austauschen bedeutungsloser Worte. Psst- nicht bewegen. Niemand bemerkt.
Geräusche: Tür wird geöffnet, Stimmen werden wieder leiser.
„Jetzt aber, Kröte.“
Immer dasselbe. Bauch zu voll. Welt dreht sich. Ekelhaft.
„Nichtsnutz, jetzt fang schon an!“
Zu laut.
„Scheiße, mach endlich!“
Hand, Hals.
„Los!“
Erstickungsgefühl. Aufsteigen, entleert. Nässe, Säuregeruch, Schütteln. Ekelhaft.
„Fertig.“
Ja, ein Schauer. Sprache, Klo, es-ich? Ich. Ekelhaft.
Stimmungswechsel: „Brav, gut gemacht.“
Sanft, netter Ton, behutsame Sprache.
„War das so schlimm?“
Ja, ein Schauer. Armrücken trocknet Mund, wischt Tränen ab. Schütteln.
Knie schmerzen. Aufstehen.
„Wir sehn‘ uns später.“
Schütteln. Doch der Ekel haftet. Ekelhaft.
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