Elias und das Monster
Unmut breitet sich in Elias aus. Es ist halb sieben am Abend und er ist auf dem Weg ins Badezimmer, um seine Zähne zu putzen. Widerwillig geht der Bub in sein Zimmer und zieht sich seinen Schlafanzug an. Anschließend gibt er seinen Eltern einen Gutenachtkuss und schlurft in sein Bett. Er schlägt die Decke zurück, schlüpft darunter und dreht die kleine Nachttischlampe, die ihm sein Vater schon angeknipst hat, ab. Eingekuschelt in die dicke Decke schließt Elias die Augen und lauscht dem Wind, der die Äste des großen Baumes gegen die Hausmauer schlägt.
Ein Kratzen. Ein Scharren. „Wer ist da?“; flüstert der Bub, der von den Geräuschen aufgewacht ist, leise ins dunkle Zimmer. Stille. Dann, wieder ein Kratzen. Zitternd zieht sich Elias die Bettdecke über den Kopf und lauscht angestrengt.
Gähnend und mit tiefblauen Ringen unter den Augen sitzt er am Frühstückstisch. Es ist Freitag. Heute macht seine Schulklasse den Ausflug in den Tierpark, auf den sich Elias schon so gefreut hat. Er packt noch schnell seine Jause und seine Trinkflasche in den Rucksack und macht sich dann mit seinem Vater auf den Weg zu dem Treffpunkt, an dem sich seine Klasse versammelt.
Beim Abendessen erzählt er von den Wölfen, den Ziegen, den Rehen und den vielen anderen Tieren, die er im Tierpark gesehen hat. „Und dann durften wir die Ziegen füttern!“, ruft der Bub stolz. Anschließend spielt die kleine Familie noch eine Runde „Mensch Ärgere dich nicht“ und wie fast immer gewinnt Mama.
Es ist drei Uhr morgens. Schweißgebadet und zitternd liegt Elias unter seiner Decke. Da war es wieder, dieses Kratzen. Einige Minuten liegt der Bub mucksmäuschenstill und ohne sich zu bewegen da. Dann fasst er all seinen Mut zusammen und greift vorsichtig unter seinen Polster, um die Taschenlampe, die er sich vorm Schlafengehen zurechtgelegt hat, zu nehmen. Knips. Ein schmaler Lichtkegel erhellt den Raum. Ganz vorsichtig lehnt sich Elias aus dem Bett. Er leuchtet unter sein Bett, da er glaubt das Geräusch von dort gehört zu haben. Doch was ist das, zwei runde Augen leuchten ihm entgegen. Erschrocken zuckt er zurück. Blankes entsetzen macht sich in ihm breit. „Ein Monster!“ schreit er laut. Kurz darauf stürmt sein Vater ins Zimmer und schaltet das Licht ein. Im gleichen Moment flitzt der schwarze Kater der Familie unter dem Bett hervor. Erleichtert sinkt Elias in sein Bett zurück und schläft erschöpft ein.
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