Ende des Sommers
Alles verändert sich, dauernd. Ich bleibe gleich. Bleibe ich gleich?
Den Weg des Lebens weitergehen. Rechts- links- geradeaus. Kleine Schritte, große Schritte. Große Schritte- wie Geburtstag, Firmung, Zeugnis oder Umziehen. Dies darfst du nicht mehr, dafür das jetzt schon. Warum? Dein Alter.
Ein Schuljahr geht zu Ende. Wir alle rennen in die Ferien, ich schreie ihnen noch hinterher: “Wir sehen uns doch alle nächstes Jahr wieder, oder?“ Dann bin auch ich auf und davon.
Ich fahre weg mit von mir so sehr geliebten Menschen, die ich schon ewig nicht mehr so intensiv gesehen habe. Ich verliebe mich in den Sommer, in die Freiheit und in die Unbeschwertheit. Doch irgendwann geht wie alles auch unsere gemeinsame Zeit zu Ende, aber versprochen- wir sehen uns wieder! ! ! Ich fürchte mich davor, nicht an dieses Versprechen zu glauben.
Die Fahne wird ein letztes Mal wieder eingeholt. Das Ende der Ferien in Sicht. Und ich fahre nochmal und nochmal weg- fürs Ankommen zu Hause werde ich dann ja wohl genug Zeit haben.
Ich habe den letzten Zug nach Hause erwischt. Morgen beginnt die Schule und ich rase mit 200 km/h auf die Stadt zu, die ich eigentlich so sehr in mein Herz geschlossen habe. Aber was bringt sie mir? Meine liebsten Menschen sind mir dann doch zu fern und es wartet so viel Arbeit, so viele Verpflichtungen auf mich. Alle und alles, was mir wichtig wurde- ist es futsch? Weg und auf Nimmerwiedersehen? ! Alles, was ich gelernt, gemacht und geliebt habe- auf einmal bedeutungslos und vorbei?
Der neue Anfang beginnt, ich konzentriere mich auf alles Neue, alles Unbekannte. Ich will schließlich nicht wie ein Geist eigentlich immer noch in der Vergangenheit leben.
Ich schreibe mit Menschen von zu Hause, auch sie wollen mich wiedersehen und ich freue mich so sehr darüber. Das Wiedersehen ist unglaublich schön, wir sind beide so aufgeregt und ich weiß schon jetzt, dass ich in Zukunft beim Gedanken daran schmunzeln werde. Wir reden aufgeregt über alles und nichts und sind so froh, wieder beieinander zu sein. Auch die Menschen, mit denen ich seit dem Sommer schreibe, wir sind nicht nur Geister aus der Vergangenheit, sie gehören in mein Leben und ich genauso in ihres.
Ich liege das erste Mal seit Wochen in meinem eigenen Bett. Rieche den vertrauten Geruch unseres Waschmittels von meiner Bettwäsche, auf der es sich der Kater, eng an mich gekuschelt, gemütlich gemacht hat. Meine Sehnsucht ist gestillt. Ich hatte so viel Angst, dabei geht es mir auch zu Hause so gut. So viel Liebe- und love always wins, oder nicht? Solange ich liebe, werde ich glücklich sein.
Ende des Sommers- nicht Ende der Freiheit, sondern Freude des Wiedersehens.
Die Dinge, Menschen, Erlebnisse, Gefühle und Erinnerungen, für die ich brenne, bleiben bei mir.
Sie sind nicht weg.
Die Umstände sind anders. Und die Dinge in veränderter Form wiedergekehrt. Oder nie verschwunden?
Was mir wichtig ist. Reinkarnation. Deshalb gibt es kein Ende.
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