Endlos oder End-los?
Was ist das Herzstück, der wichtigste Teil einer guten Geschichte? Der Teil, der Tränen in die Augen treibt oder erleichtert aufatmen lässt. Der Teil, der mit erfülltem Herzen oder einem Gefühl der Trauer zurücklässt. Der Teil, der den Ausschlag darüber gibt, wie der gesamte Text bewertet wird. Es geht um das Ende.
Man sagt, alles hat ein Ende und alles braucht ein Ende. Dinge ohne ein solches machen rastlos, sie verwirren und überfordern. Man kann hier wie folgt unterscheiden: zwischen dem Endlosen und dem End-losen, wobei beides gleichermaßen beunruhigend und unbefriedigend ist.
Ein hypothetisches Beispiel: Es war einmal ein Mann, der so unglücklich mit seinem Leben war, dass er es beenden wollte. Er erzählte es seiner Frau, die das einzige war, was ihm in seinem ausgebrannten Dasein noch Gefühle verspüren ließ. Sie überredete ihn dazu, auf ein letztes Abenteuer zu gehen und sich seinen größten Kindheitswunsch zu erfüllen. Wenn er zu ihr zurückkäme und noch immer den Wunsch verspüren würde zu Sterben, dann würde sie ihm nicht im Wege stehen, wenn er jedoch seine Lebensfreude zurückgewinnen würde, dann müsse er ihr versprechen, mit ihr alt zu werden. Und so kam es, dass der Mann beschloss, in den Weltraum zu fliegen. Er trainierte monatelang, bis der Tag des Abflugs immer näher rückte. An besagtem Tag setzte er sich ins Cockpit der Rakete und wartete auf den Countdown. 3, 2, 1, und er schoss ins All. Er fragte sich, wo in den unendlichen Tiefen des Universums er wohl auf seinen Willen zu Leben stoßen würde. Er begann zu suchen und flog weiter und weiter und weiter und weiter und weiter (. . . ) und weiter und weiter und weiter (…)
Ein weiteres hypothetisches Beispiel: Es war einmal ein Mann, der so unglücklich mit seinem Leben war, dass er es beenden wollte. Er erzählte es seiner Frau, die das einzige war, was ihm in seinem ausgebrannten Dasein noch Gefühle verspüren ließ. Sie überredete ihn dazu, auf ein letztes Abenteuer zu gehen und sich seinen größten Kindheitswunsch zu erfüllen. Wenn er zu ihr zurückkäme und noch immer den Wunsch verspüren würde zu Sterben, dann würde sie ihm nicht im Wege stehen, wenn er jedoch seine Lebensfreude zurückgewinnen würde, dann müsse er ihr versprechen, mit ihr alt zu werden. Und so kam es, dass der Mann beschloss, in den Weltraum zu fliegen. Er trainierte monatelang, bis der Tag des Abflugs immer näher rückte. An besagtem Tag setzte er sich ins Cockpit der Rakete, wartete auf den Countdown und
Beide Versionen der Geschichte haben kein Ende, die eine verläuft in einer nichtssagenden Unendlichkeit und die andere hört abrupt und ohne Vorahnung einfach auf. Findet der Mann seine Lebensfreude? Kommt er je wieder zu seiner Frau zurück? Stirbt er trotzdem? Man weiß es nicht und wird es auch nie erfahren. Es gibt weder ein Happy End, noch ein anderes akzeptables Ende, aber manchmal sind Geschichten einfach so. Vielleicht auch das Leben. Doch das ist keine Moral, denn die kommt ja bekanntlich zum Schluss.
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