„Endstation, alle aussteigen“
Manchmal im Leben fühlt man sich, als sitze man in einem railjet Schnellzug, man düst in einem, von außen furchteinflößendem Tempo, durchs Leben. Man fährt verschiedene Haltestellen ab, verschiedene Kapitel in seinem Leben, die zwar ein wichtiger Teil der Strecke sind, doch richten tut man sich trotzdem nach dem Zeil, seiner Endstation. Hört sich doch garnicht so schlecht an oder?
Doch was wenn man einmal zu lange bei einem Zwischenstopp weilt, sich nicht traut wieder einzusteigen, sich nicht trennen kann oder es ganz einfach durch den ganzen Trubel um sich herum nicht merkt. Bis dann der Gleis leer ist, der Zug ist abgefahren, hat nicht auf den einen oder anderen gewartet der zurück geblieben ist, und eine Notbremsung ist dieser anscheinend auch nicht wert. Vielleicht sieht man ja dann noch die Passagiere, ihre Gesichter hinter dem abgedunkeltem Glass, ganz und gar fokussiert auf deren Endstation. Man wundert sich was wohl mit einem nicht stimmt, dass man es einfach nicht schnell genug schafft weiter zu gehen, nach vorne zu schauen. Und man beginnt an seinem eigenem Tempo zu zweifeln, was sonst soll man denn tun?
Doch was ist besser? Die Fahrt, die Haltestellen aufzunehmen, sich trotz aller Gefahren nach draußen zu trauen, und zu riskieren als ein anderer Mensch wieder einzusteigen, oder garnicht mehr weiterfahren zu wollen. Oder doch, zielgerichtet nach vorne zu schauen, ganze Kapitel zu überspringen, sich dazu zu entscheiden, Charaktere, Beziehungen, Perspektiven, die das eigene Leben vielleicht geprägt hätten, garnicht kennenzulernen. Alles um schneller ans Ziel zu gelangen.
Das Ziel, die Endstation, ein ganzes bekanntes Konstrukt, eines das einen vorantreibt, und auf einen wartet, oder? Was aber, wenn sich dann herausstellt es gibt kein Ziel, keine Endstation. Und man kommt an, voller Hoffnung, um nichts vorzufinden. Nicht die Erfüllung an der es einem die ganze Fahrt schon gemangelt hat, nicht die Weisheit, nach der es einem die ganze Fahrt schon gesehnt hat, denn woher sollte man denn wissen, dass all das und viel mehr auf der Strecke zu finden war, dass es genügt hätte aus dem Fenster zu schauen, sich auf seine Umgebung und dessen Geschichten einzulassen. Denn wie sollen wir an unserem Ziel ankommen, ohne je zu wissen was dies war. Ohne je zu wissen, wer wir waren.
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