Erfordert - gefordert - überfordert
Können wir noch? Ja, was eigentlich? Noch ein Glas Wein trinken? Noch einmal darüber reden? Oft ist die Antwort einfach. Natürlich können wir. Aber wie oft sagen wir: Das können wir doch nicht machen. Das geht nicht. Das ist unhöflich. Und dann tun wir es nicht, obwohl es klüger wäre. Wir sind unehrlich, weil wir niemand kränken wollen. Aber wäre es nicht oft besser, die Wahrheit zu sagen, auch wenn sie unangenehm ist? So einfach ist das nicht zu beantworten. Es kommt auf die Situation an. Manchmal sollten wir es wirklich nicht.
Können wir noch miteinander auskommen, miteinander leben? Ist es klug, eine Lüge aufrecht zu erhalten und zu tun, als ob wir noch könnten? Warum? Aus Angst vor Veränderung? Aus Feigheit?
Können wir nicht ehrlich zu uns und zu unserem Partner sein?
Wie oft sagen wir: Ich kann nicht mehr. Ich bin überfordert. Sagen wir das nicht zu schnell? Wie oft tun wir uns selbst leid. Ich habe Stress, ich schaffe das nicht mehr. Aber können wir wirklich nicht mehr oder machen wir es uns zu bequem? Ich kann das nicht, dafür bin ich zu sensibel. Aber ist das nicht einfach nur Selbstbetrug? Sind wir wirklich zu sensibel oder können oder wollen wir nur keine Verantwortung übernehmen. Ich kann meine kranken Eltern nicht pflegen, ich schiebe sie lieber in ein Heim ab. Da haben sie ohnehin es besser. Natürlich! Manchmal können wir wirklich nicht. Aber in Wahrheit könnten wir viel mehr, als wir glauben. Wenn es hart auf hart geht, können wir Dinge, die wir nie für möglich gehalten hätten. Tiere greifen viel stärkere Gegner an, um ihre Jungen zu schützen. Sie sagen nicht: „Ich kann nicht.“ Oder eine Mutter, die übermenschliche Kräfte mobilisiert, um Ihr Kind zu retten? Sie kann.
Wenn wir etwas wirklich wollen, können wir. Wir können noch.
Wenn ein Sportler wirklich gewinnen will, kann er immer noch seine letzten Reserven mobilisieren. Er kann noch!
Wir sollten nicht zu rasch behaupten, dass wir nicht mehr können. Wir wachsen an unseren Aufgaben. Wenn wir etwas wirklich wollen, können wir es auch schaffen. Wir können noch.
Andererseits sollten wir manchmal auch einsehen, dass wir etwas nicht können. Wir müssen auch unsere Grenzen kennen und akzeptieren. Alles können wir nicht. Das muss uns auch klar sein. Es ist oft schwer abzuschätzen, was wir noch können und was nicht.
Wenn wir etwas wirklich nicht können, sollten wir uns nicht selbst überschätzen und einsehen, dass wir an unsere Grenzen gelangt sind. Das richtige Maß zu finden ist schwer - sich nicht mit dem Mittelmaß zu begnügen und sich andererseits nicht zu viel zuzumuten. Gefordert zu werden, ist in Ordnung, überfordert zu sein, ist schlecht. Manchmal können wir eben nicht mehr. Wir sollen über uns hinauswachsen, aber wir müssen nicht immer perfekt „funktionieren“. In diesem Sinne sollten wir die Frage, ob wir noch können, verantwortungsvoll für uns selbst beantworten. „Yes, we can“ ist ein schönes Schlagwort, aber es sollte wahr sein. Können wir noch? Ich denke schon. Wir können noch…
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