Es dreht sich und dreht sich. . .
Kein Ende - Es dreht sich und dreht sich. . .
Ich drehe mich im Kreis. Ein Kreis hat ja kein Ende und genauso fühlt sich mein Leben momentan an. Kennst du das Gefühl, nicht aktiv an deinem Leben teilzunehmen? Es dreht sich einfach an dir vorbei. Der Wecker läutet, wie eine Maschine stehe ich auf. Zähne putzen, schminken, Kaffee trinken, Haare frisieren, anziehen. Raus aus der Wohnung, ab in den Zug, die Schule ruft! Jeden Tag, jeden Tag, jeden Tag. Ein Tag wie jeder andere auch. Zeit absitzen, zwischendurch Gespräche, Kaffee trinken, Billa. Ich kann sie nicht mehr sehen, nicht mehr riechen – diese immer gleichen Produkte der Backbox. Es macht mich wahnsinnig… Es läutet – ab in den Zug nach Hause. Katzen füttern, Wäsche machen, laufen. Laufen, laufen, laufen. Mein Leben dreht sich im Kreis. Ich laufe, um abzuschalten. Trotzdem kotzt es mich an. Ich laufe, um bei mir zu sein. Trotzdem habe ich eigentlich keine Luft. Ich habe keine Lust auf irgendwas. Auf der Suche nach mir selbst suche ich Emotionen. Ich warte auf tiefe, echte Gefühle und darauf, dass die Gleichgültigkeit vergeht. Laufen, laufen, laufen und duschen. Kaltes Wasser auf der Haut zu spüren, gibt mir für ein paar Augenblicke Lebendigkeit. Ich steige aus der Dusche und trockne mich ab. Emotionslos betrachte ich mich in dem Spiegel und warte, dass etwas passiert. Was soll passieren? Worauf warte ich? In mir kreisen diese Fragen in einer unendlichen Spirale. „Wenn du erwachsen bist, vergeht der Dunst in deinem Kopf. Du wirst wissen, was du möchtest und wer du sein willst“, höre ich meine Mutter sagen. Sie lügt, das weiß ich aus ihrem Tagebuch. Auch sie weiß immer noch nicht, wer sie ist und wer sie überhaupt sein will. Ich glaube, dass der Prozess der Selbstfindung kein Ende hat. Ein Kreis, der sich dreht und dreht und dreht. Ich streichle kurz die Katzen, ziehe mich an und fahre ins Volleyballtraining. Wie immer und weil ich es immer schon gemacht habe. Soziale Interaktionen strengen mich an und ich weiß nicht warum. Ich weiß, dass man es eben macht – auch wenn man danach unendlich müde ist. Das sind Werte, die unsere Gesellschaft vorgibt. Sozial zu sein, sich mit Menschen zum Kaffee zu treffen und Smalltalk zu führen, den man eigentlich eh gleich wieder vergessen hat. Warum machen Menschen Dinge, nur weil sie sich immer schon so gemacht haben. So kann ein Ausbrechen auf diesem Kreislauf doch gar nicht möglich sein. Ich bin müde, müde vom Denken. Nach dem Training falle ich in mein Bett und scrolle durch Instagram. Auch immer dieselben Inhalte. Fitness, Katzen, Essen, Werbung, Werbung, Werbung – auch Instagram dreht sich im Kreis. Ich schlafe ein und stehe am nächsten Tag wieder auf. Der Tag beginnt und der Kreislauf des Lebens geht weiter und weiter und weiter.
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