Es regnet

Es regnet. Der eine fürchtet, dass er seinen Regen verliert. Also gräbt er ein bisschen, denn es kann ja nicht schaden und der neue Regen reizt ihn nicht. Er findet sich in seinem See wieder und taucht, denn ihm gefällt der alte Regen sowieso besser. Der eine kann nicht sehen, dass er dem Ertrinken näher als dem Glück ist. Selbst wenn er es könnte, den Weg zum Ufer würde er nicht mehr finden, er will es nicht mehr. Also gräbt der eine sein Meer weiter und sucht etwas, von dem er tief in sich weiß, dass er es nie finden wird.

Der andere will einen Hügel. Er möchte zum besseren Regen, dem der weiter oben ist, dem der noch neu ist. Er hat es eilig, denn der gegenwärtige Regen reicht ihm nicht, der Gedanke an den besseren aber schon. Was der eine nicht mehr in seinem Meer wollte, dient dem anderen für seinen Hügel. Und irgendwann steht er dann auf seinem Berg, nach ewiger Arbeit, und sieht nicht, dass er den besseren Regen, nach welchem er sich so gesehnt hat, dort oben auch nie finden wird.

Der letzte, tut nichts. Vielleicht, wenn ihm der Regen besonders schön vorkommt, die Hände ausbreiten und ihn betrachten. Doch dann trifft ihn ein neuer Tropfen und er vergisst, dass seine Hände je ausgebreitet waren und lässt sie sinken. Vielleicht wünscht er sich manchmal einen Regenschirm, wenn ihm der Regen besonders schlecht vorkommt, doch dann trifft ihn ein neuer Tropfen und er vergisst. Selbst wenn er je etwas gesucht haben sollte, so hat er es bestimmt schon längst vergessen, etwas, das er nie finden wird.

Man wüsste gerne, wer von ihnen denn am besten mit seinem Regen umgeht, wer denn am meisten von seinem Regen hat, wer denn am glücklichsten mit seinem Regen ist. Man selbst muss sich schließlich auch um den eigenen Regen kümmern, einem bleibt nichts anderes übrig. Doch irgendwo weiß man auch, dass irgendwann die Sonne durchkommen wird, egal ob man gerne noch mehr Regen gehabt hätte oder es einem schon lange reicht. Und egal, was man im Endeffekt gesucht hat, wenn auch nur für einen letzten Regentropfen, einen letzten Augenblick, weiß man, dass man es gefunden hat.