Es stürmt draußen
, , Stürmts noch draußen?“
, , Ja. Wie gestern.“
„Armes Ding.“
„Wieso? Ist doch gut. So muss sie nicht raus.“
„Würdest du deine letzten Tage im Bett verbringen wollen?“
„Hm. Nein. Solls ihr vergönnt sein. Alles was das Krüppel tun will ist träumen. Redet Irrsinn den ganzen Tag, von Zukunftsvisionen und modernen, zauberhaften Welten.“
„Nenn sie nicht so, ist immerhin deine Tochter. Und sie verschönert sich eben die Realität, na und? Eine Welt mit Vision ist aufheiternder als eine Vision einer Welt ohne einen Selbst. Ohne einen Selbst kann man nichts entdecken.“
„Was gibts heutzutage noch zu entdecken? Hälfte ist Wüste, andere Hälfte mit Menschen überflutet. Ich hätt ihr auch einen Bach gewünscht an dem sie aufwachsen kann, aber mehr als sehn kann sie nicht. Bei uns war das noch besser. Aber was willst du tun wenn alles außer der Augen verwelken wie Landstreifen unterm Ozonloch? Scheiß Atombombe.“
„Bitte, das haben wir jetzt so oft durgekaut, willst du die Diskussion wirklich noch einmal aufnehmen? Die ist nicht Schuld, sie wäre so oder so als das vertrocknete Blatt auf die Welt gekommen das sie jetzt ist. Sowas passiert eben wenn die Menschen ausgehen. Ausgehen wie Lampen und Häuser im Black-Out und fallen wie Soldaten im dritten Weltkrieg.“
„Fang mir nicht mit dem Blödsinn an, das war doch der schwarze Startpunkt für das gesamte Desaster. Mussten uns ja unbedingt warm halten mit der Zeit.“
„Wir waren ja auch ohne Heizung im Dezember, nur mit alter Zeitung. Wilde Nacht.“
„Tja und jetzt schau was aus der wilden Nacht geworden ist. Ein kleines trockenes Blättchen Mensch. Eines von was, 3000?“
„3 Millionen.“
„3 Millionen. Noch besser“
„Naja, hätte auch unser Ticket in die gesunde Welt sein können. Stell dir das mal vor, wir unter der Kuppel. Keine Strahlen, keine Stürme. Nur gesunde Kinder, gesunde Blätter.“
„Ja genau, und ein Volldepp an der Spitze, der dir alles mit einem Fingerschnipser wegnehmen kann, wenn du seinen Ansichten nicht zustimmst. Wie früher, nur diesmal kannst du nicht ohne Maske rausgehen und protestieren, das überlebst du keine 5 Tage. Nicht bei dem Sturm.“
„Oder Volldeppin.
Apropos, stürmts noch draußen?“
„Ja. Wie gestern.“
„Und vorgestern.
Und vorvorgestern.
Und vorvorvorgestern.“
„Wann hats das letzte Mal eigentlich nicht gestürmt?“
„Keine Ahnung.
Du, wir sollten gehen.“
„Jetzt schon? Das Blättchen ist noch nicht verweht.“
„Ich will vergehen. Bitte.“
„Na schön. Haben lange genug gewartet. Auf nach Pandora.“
„Ha, na du bist mir ja einer. Pandora ist gut. Glaubst du das gibt es in der Zukunft?“
„Ach Zukunft , papperlapapp, so etwas gibt es nicht.“
Eine letzte Windböe. Es riecht nach heißem Wüstenstaub und vertrockneten Blättern. Zwei Menschen liegen im Auge des Sturms, alle Masken abgenommen. Sand in Nase, Ohren, Hirn. Ein nie zu enden wollender Tornado, der seit Jahren zusammengedreht wurde, verschlingt die letzten Blätter eines Baumes, der Großes hätte werden können.
-Den Zauber, den Sturm auszudrehen, wünsche ich mir für mich und meine Blätter.
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