EX-YU: Dein altes Ich
1947, das Jahr in dem Alles begann.
Ihre Geschichte nahm da erst ihren Anfang.
Nur der Glaube, gab ihr Hoffnung und Halt.
Gefangen in einer Welt voller Gewalt.
Das Elend nahm kein Ende.
Der Wunsch nach Frieden, aber gebundene Hände.
Die Bildung wurde ihr verboten.
Im Keller versteckt und ohne einen einzigen Ton,
verlor sie Jahre später ihren jüngsten Sohn.
Sie hoffte auf ein Wunder. Auf seine Rückkehr.
Aber die Schlacht war vollendet und die Munition ging leer.
Nur die Erinnerung an ihn, blieb ihr erhalten.
Ihre Brust verzog sich mit jedem Gedanken.
Ihre Welt brach zusammen.
Erfüllt von Trauer und Frust.
Im Krieg gab es keinen Sieg.
Sondern nur Verlust.
Ihr Kampf im Inneren war jedoch nicht vorbei.
Sie musste fort.
Mit ihrem Mann an ihrer Seite, suchte sie sich einen sicheren Ort.
Ihre beiden Söhne verteidigten weiterhin das Land.
Aber was dann geschah, lag nicht in ihrer Hand.
Ihr Mann verkraftete den Tod seines Kindes nicht.
Und erblickte in seinen dunklen Zeiten, das Licht.
Das Tragen der Last auf ihren Schultern, wurde zu schwer.
Sie bittet: „erlöse mich Herr.“
Sie fällt auf die Knie und betet.
Denn sie weiß, dass es sie rettet.
Nach 75 Jahren lächelt sie nun zu mir auf.
Das Blatt hat sich gewendet.
Die Dinge nahmen einen anderen Lauf.
Als Analphabetin entzifferte sie das Leben.
Und hat sich dabei kein einziges Mal ergeben.
Vom Schicksal getroffen und mit getrockneten Tränen,
bekam meine Großmutter schlussendlich doch noch ihren Segen.
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