Existiert "genug" für uns überhaupt noch?
Die Definitionen des Wortes „genug“ lauten laut Duden „in zufriedenstellenden Maß“, „ausreichend“ oder „genügend“. Grundsätzlich total logisch und für jeden absolut verständlich – genug ist ein Wort, dass eigentlich sehr positiv behaftet ist. Ich persönlich finde jedoch, dass die Verwendung von „genug“ mittlerweile fast ausschließlich negativen Situationen vorbehalten zu sein scheint. Persönlich kenne ich jedenfalls nicht eine einzige Person die von sich selbst behauptet, genug von etwas zu haben, sofern sich auf etwas Positives bezogen wird. An jeder Ecke höre ich jemanden „In Österreich gibt es schon genug Ausländer!“, oder „Ich habe genug von Menschen, die eine andere Meinung vertreten als ich, und diese auch noch argumentieren können.“, seufzen – aber niemals hat jemand genug Geld, Macht oder Bekanntheit.
Ist „genug“ in unserer besitzgierigen Gesellschaft wirklich zu einem Wort geworden, das nur noch in einem negativen Kontext funktioniert? Ist es wirklich so schwer, zuzugeben, dass man ausreichend Materielles besitzt?
Wir streben ständig nach mehr und scheinen niemals zu pausieren, um zu reflektieren was wir bereits haben – dass das wirklich glücklich macht wage ich zu bezweifeln.
Das Schlimmste ist jedoch, dass wir nicht nur ohne Aussicht auf Ende konsumieren, sondern anderen Personen dabei auch noch missgünstig gegenüberstehen. Wir könnten vierzehn Eigentumswohnungen auf 4 verschiedenen Kontinenten besitzen und dennoch neiderfüllt die Nase rümpfen, wenn eine bedürftige Großfamilie eine Ein-Zimmer-Wohnung zur Verfügung gestellt bekommt. Eine Haltung, die ich persönlich nicht wirklich nachvollziehen kann. Sollten wir anderen Personen ihr Glück nicht gönnen, wenn wir unseres sogar bereits gefunden haben? Jeden Tag beweisen wir aufs Neue dass, egal wie reich wir-, oder arm andere sind, es anderen Menschen nicht erlaubt ist dasselbe zu besitzen wie wir, wenn sie es sich unserer Meinung nach nicht so sehr verdient haben. Ein harmonisches Miteinander wird so niemals möglich sein.
Ich hoffe wirklich irgendwann in einer Welt zu leben, in der Menschen ausreichend Zufrieden- und Ausgeglichenheit besitzen um ihren eigenen Reichtum – in welcher Form er auch immer kommt – als „Genug“ zu bezeichnen. Man kann mit dem zufrieden sein was man hat, selbst wenn man nach mehr strebt – das eine schließt das andere nicht aus!
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