Fazit unter den Sternen
Nun weiß ich, dass ich etwas suche. Ich suche mich selbst. Doch ist diese Frage so groß. Die Antwort so weit weg. Ich begebe mich auf eine Suche, doch gibt es ein Ende? Wie lange hat es gebraucht, bis ich es bemerkt habe? Ich weiß nicht, wer ich bin. Ich weiß nicht, wer ich sein will. Ich weiß nur, dass ich nicht so sein will, wie ich bin. Ich bin nur so, weil andere es so wollen.
Am Anfang dieser Suche habe ich mich fast verloren. Ich habe den Falschen vertraut. Ich habe gedacht, hier bin ich sicher. Ich habe gedacht, hier kann ich ich sein. Das war falsch. Die bitteren Narben dieses Fehlers trage ich bis heute in meiner Seele.
Ich habe geblinzelt und ein Jahr war vorüber. Ich weiß nicht mehr, wer ich in dieser Zeit war. Ich weiß nur, ich habe vergessen. Ich habe die Suche vergessen. Mich selbst vergessen. Ich habe mich in dieser Zeit in einer Sackgasse wiedergefunden. Mitten im Irrgarten des Lebens. Vor und neben mir riesige graue, triste Wände. Alles ist gleich. Monoton und sinnlos. Der einzige Ausgang war hinter mir, außerhalb meines Blickfeldes.
Das Verständnis meiner Suche hat sich irgendwann verändert, erweitert. Ich verstehe nun zu einem Teil, wer ich bin und wer ich sein will. Ich habe einen ganz wichtigen Aspekt meiner Frage realisiert, ich suche nicht nur nach mir selbst. Ich suche auch wo, wann und mit wem ich ich sein kann. Ich habe realisiert, ich muss mich nicht zuerst fragen, ob mich die Welt mag, sondern ob ich die Welt mag.
Dann hat ein frischer Wind die Fäden des Schicksals neu verheddert. Sie bilden nun ein schönes Muster. Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich auf Personen gestoßen, bei denen ich mich geborgen fühle. Doch Schönheit kann trügen, flüstern mir die Narben ins Ohr.
Bald darauf habe ich gelernt, das Träume das für den Geist sind, was Sterne für den Körper sind. Ohne sie ist es dunkel und leer. Ihre Existenz gibt einem Hoffnung und spendet einem Licht in dunklen Zeiten. Doch darf man sich niemals wünschen, dass ein Traum in Erfüllung geht. Man muss wissen, dass ein Traum in Erfüllung geht. Wie ein Stern ist ein Traum ein Antrieb, ein Zentrum des Lebens, der nicht nur durch Wunschdenken bestehen kann.
Mein Weg ging oft über gläserne Splitter. In diesen Fragmenten hat sich gespiegelt, was ich sein kann. Diese Puzzlestücke fügen sich langsam zusammen. Ich weiß nun, ich bin auf dem richtigen Weg. Auf dem richtigen Weg, um die Menschen und Orte zu finden, zu denen ich gehöre. Auf dem richtigen Weg, um mich zu finden. Das Fundament meiner Suche ist gelegt. Ich weiß nun, die Suche nach mir selbst ist das, was ich bin. Sie ist größer als ich und leitet mich auf meinem Weg. Die Suche ist verworren, teils holprig, teils sprudelnd, teils ruhig wie ein einsamer Feldweg. Sie treibt mich an und ich treibe sie an. Die Frage und die Antwort sind eins. Ich bin auf einem Weg, der ein Ziel ist und keine Ankunft hat. Ich bin auf einer Suche ohne Ende.
Geschrieben nach einer schlaflosen Nacht; 05: 30 Uhr, Hängematte, der Himmel ist klar
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