Fehler
Ich bin nicht schuldig, ich kann nicht schuldig sein. Wie könnte ich, ein Mensch, der sogar um eine Biene trauert, jemanden mit seinen eigenen Händen so etwas verrichten? Meine Hände fangen stärker an zu zittern und immer wieder spüre ich kleine, schnelle Zuckungen durch meinen immer noch in Schockstarre versetzten Körper fahren. Jeder Mensch schleppt ein paar Leichen hinter sich her. Manche Kleinere, manche etwas Größere, doch nicht jeder schafft es, sie vor dem Rest der Welt zu verstecken. Ein kleines Detail, und wenn es auch noch so winzig ist, fliegt immer wieder mal auf. Fehler geschehen, doch nicht alle Fehler sind zu verzeihen.
Überall um mich herum Geschrei, Blitze, Kameras, noch mehr Gebrüll und eine Person, die immer größer wird. Plötzlich steht sie vor mir, packt mich am Arm und bittet mich, mitzukommen. Ich kenne sie nicht, doch wie in Trance schwanke ich hinter ihr her. Ich wäre wohl in dieser Situation jedem gefolgt. Meine Beine fühlen sich an als würden sie gleich nachgeben, als würden sie all die Sorgen der Menschheit tragen und trotzdem funktionieren müssen. Meine grau-blauen Augen sind erschöpft, die Augenlieder klappen immer wieder für eine Millisekunde zu und mein Gehirn schaltet ab. Es weiß jedoch, dass es nicht die Erlaubnis dazu hat, nicht die Erlaubnis diese Welt auszublenden, alle Probleme, alle Sorgen, all das Geschehen um es herum einfach für kurze Zeit zu vergessen. Es wird es wohl nie wieder vergessen können, das Bild, welches meine Augen grad zu sehen bekommen haben. Ich spüre langsam meine Zehen, die Tränen auf meinen Wangen und etwas Nasses, Klebriges auf meinen Händen. Ich weiß, dass es sich dabei wohl nicht nur um Schweiß handelt. In meiner Nase spüre ich ganz deutlich den Geruch von etwas anderem, den metallischen, intensiven und vor allem süßen Geruch von Blut.
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