Feuer
Dieses Gefühl, als das erste Mal seine Lippen auf ihre treffen, unbeschreiblich. Tausend Gedanken in diesem Moment fliegen ihr durch den Kopf, schwirren umher, alles nicht fassbar in Worten: „Zigarettengeschmack im Mund, gefangen im Moment, hin-und hergerissen, ist das gut oder schlecht? Kann man so sehr an etwas zweifeln und es dennoch schön nennen? Dieses Kribbeln, diese Sehnsucht, diese Hoffnung, gemischte Gefühle in diesem ersten Kuss. Soll man sich fragen, ob man dazu bereit, ob das der richtige Moment ist, gibt es den überhaupt? Warum ist es in unserer Natur, ständig alles zu hinterfragen, gibt es einen Ausweg? Ist es nicht auch in unserer Natur, unsere eigenen Probleme zu den größten zu machen, selbst wenn sie noch so lächerlich sind?“ Sie fragt sich, ob man überlebensfähig wäre, würde man sich nicht um seine egal wie kleinen Probleme kümmern. All das geht in diesem einen Augenblick durch ihren Kopf, bis sie plötzlich wieder im Moment ist, seine Lippen auf ihren: „Wie kann ich das verstehen, vermischt mit all diesen alten Fragen, dieses neue Gefühl der Unendlichkeit, das plötzlich so viel auslöst. Wie kann man keine Angst haben vor etwas so Unbekanntem? Lässt sich Mut mit Angst überhaupt vereinbaren?“ Der Rhythmus wird immer schneller, sie möchte diesen Moment einfangen. Möchte sich immer daran erinnern können. Möchte diese Schwerelosigkeit nicht verlieren. Alles scheint unreal und doch realer als alles, was sie bis jetzt erlebt hat. Plötzlich gibt es kein richtig oder falsch mehr. Keine Angst. Irgendetwas brennt in ihr, langsam züngelnde Flammen, immer größer, immer schneller, die eine Glut entfachen. Ein Lodern, das in dem Moment unauslöschlich scheint.
All das ist nicht mehr, es scheint lange her zu sein. Wenn sie daran zurückdenkt, schnürt sich ihr Herz zu, lässt es nicht atmen, sodass es keine Luft mehr für Gefühle hat. Von der Hoffnung ist nichts mehr übrig, Enttäuschungen und Kummer haben sie verdrängt. Das Feuer ist verloschen. Sie fühlt sich einsam, leer und hoffnungslos. Ihre Gedanken kreisen um die Angst, nochmal zurückgewiesen zu werden. Wenn sie spricht, lächelt sie nicht mehr, wenn sie lacht, sprühen keine Funken mehr aus ihren Augen … Denn dem Drang, ihre Probleme für das Wichtigste zu halten, dem kann auch sie nicht widerstehen.
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