für immer.
für immer bin ich hier.
sekunden vergehen. minuten vergehen. stunden vergehen. tage vergehen. wochen vergehen. monate vergehen. jahre vergehen.
ich kann nur zusehen wie menschen ihr leben beginnen und es beenden.
zusehen wie ich menschen kennenlerne und verliere.
wie ich zu lieben beginne, obwohl ich weiß dass mein herz immer wieder aufs neue gebrochen wird.
identitäten. namen. wohnorte. hunderte.
ich kann nur zusehen wie ich alles verliere und neu beginnen muss.
doch ist es überhaupt ein leben, wenn es doch so bedeutungslos ist?
„das leben ist bedeutungslos, da es endet.“
doch ist die endlichkeit nicht die bedeutung?
sterblichkeit.
ich werde hier sein, jetzt und immer.
was hat ein leben, welches nie endet, zu bedeuten?
nichts.
ich bin da, ich lebe, doch das leben hat seine bedeutung verloren.
wie lebt man ein unendliches leben?
wie lebt man, wenn man weiß, dass egal wer einem begegnet, man ihn wieder verlieren wird?
wie lebt man, wenn man weiß, dass egal wie lange man gelebt hat, man seinen frieden niemals finden wird?
ich sehe keine gesichter mehr.
alle sind gleich.
alles verschwimmt zu einem unscharfen bild.
mein herz schlägt nicht mehr.
meine augen sind glasig.
es ist zeit zu gehen.
doch diese zeit wird niemals kommen.
egal wie viele pillen ich schlucke, ich lebe.
egal wie viele schnitte sich auf meiner haut ansammeln, ich lebe.
egal wie viel blut ich vergieße, ich lebe.
egal was ich versuche, ich lebe.
ich lebe obwohl meine lungen nicht atmen.
„der sinn im leben ist es, deine nemesis zu besiegen.“
doch wie soll ich meine nemesis besiegen, wenn ich mich nicht selbst besiegen kann?
kann es wirklich sein, dass man durch unbesiegbarkeit von vorne herein den kampf verloren hat?
dass der sieg durch unbesiegbarkeit ausgeschlossen ist?
selbst mein gebrochenes herz kann mich nicht erlösen.
ich habe jegliches gefühl von zeit verloren.
tage sind wie sekunden. jahre wie tage. nichts passt mehr zusammen.
alles verschmilzt. alles wird weich und leicht wie weiße watte die mich umgibt. alles dreht sich.
es fühlt sich an als würde ich endlich sterben, doch die stimmen werden lauter, ein durcheinander der worte die mich von innen anschreien.
es wird niemals vorbei sein. die stimmen fressen mich von innen auf, meine seele zerbricht.
sie stirbt.
meine seele schreit nach hilfe, nach erlösung. sie will aus meinem körper hinaus, endlich frieden und ruhe finden.
mein geist möchte entfliehen.
das unendliche bleibt, egal was passiert, egal ob die zeit stehen bleibt, ob die zeit verschwindet.
die angst vor dem tod ist riesig, doch die angst vor „für immer“ wird immer größer.
die stimmen meiner seele hämmern in meinem kopf.
unendlich zu sein fühlt sich an wie fliegen, bis man abstürzt einem alle knochen brechen und das herz aufhört zu schlagen, da man alles verliert.
da man alles verliert und neu anfangen muss, nur um wieder alles zu verlieren, ein endloser zyklus.
es gibt keinen weg zu gewinnen.
meine seele ist gefangen.
für immer.
gefangen in einem rostenden käfig, welcher jedoch niemals zerbricht.
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