Frei
Du und ich, wir sind Freigeister
Keiner kann uns fangen
Wir sind dünner als Luft und entwischen
Ohne großes Funken und Zischen
Sind wir einfach weg
Wem es doch gelingt
Der kann uns nicht halten
Denn jeder Käfig aus Gold beginnt zu rosten
Wenn wir darinne sind
Dem Ruf der Freiheit nicht zu folgen
Wäre unser Tod
Kann es sein, dass wir so viel schöner sind
Wenn wir alleine schlafen
Wenn alles, um das man sich zu kümmern braucht
Der Garten der eigenen Seele ist
In dem man machen kann was man will
An Sonnentagen die Hängematte in den Schatten hängt
Und selbst bei Regen die Blumen gießt
Und doch sind wir wie zwei Magnete
Beide vollständig alleine
Tragen jeder einen Nord- und einen Südpol in uns
Aber wenn wir uns zu nahe kommen
Ziehen wir uns unumstößlich an
Wir kehren immer wieder zurück
Du zu mir oder ich zu dir
Ein zaghafter Blick
Ein „Ist es zu spät?“
Ein „Bleibst du noch die Nacht?“
Oder hast du schon Pläne gemacht
Wie dein Leben ohne mich aussieht?
Eine Hand auf meinem Arm, meinem Bauch, meinen Po
Lippen
Vorsichtig, obwohl schon gewohnt
Und auswendig gelernt
Lippen
Auf meiner Haut, meinem Hals, meinen Lippen
Wie könnt ich je jemand anderes lieben?
Das alles geschieht am Tage danach
Oder zwei Monate später
Wenn wir andere Menschen sind
Aber doch für uns dieselben
Meine Freunde fragen mich
Was denn so besonders ist an dir
Doch ich weiß es selber nicht
Du verstehst mich wie kein anderer
Obwohl du mir schon lange nicht mehr zugehört hast
Vielleicht habe ich auch einfach zu viele Nächte damit verbracht
Mir auszumalen
Wie es wäre die Zukunft zu teilen
Den Kindern und Problemen Namen zu geben
Wir sind zwei Magnete
Die sich zuerst anziehen und dann ausziehen
Bis sich schließlich einer umkehrt
Und wir beide Spiegel sind
Du bist ich
Und ich bin du
Deine Fehler sind die meinen
Und meine Narben sind deinen
Wir sind so gleich, dass es wehtut
Dann kehrt sich einer um
Und beide fliehen zurück in die Welt
Ich bin neben dir aufgewacht
Und hab mir gedacht
Dass es doch ganz schön ist
Allein zu sein und durchzuschlafen
Und nicht ständig durch dein Schnarchen
Gestört zu werden
Als ich heimspazierte
War mir als würde ich freier atmen
Jeder von uns hat Dinge zu tun
Sein Leben zu leben
Soll ich mich damit zufriedengeben
Dass wir immer wieder zueinander zurückkehren
Oder soll ich mir jemanden suchen
Ohne den ich nicht leben kann?
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