Freiheit
Freiheit. Lange war mir die wirkliche Bedeutung dieses Wortes nicht richtig bewusst. Doch diesen Sommer merkte ich, wie es sich wahrlich anfühlte, frei zu sein.
Ich stand allein auf den Klippen, zu denen ich gerade 3 Stunden durch unbekanntes Gebiet gewandert war. Kein Mensch in Sicht. Schweißgebadet stand ich allein an diesem malerischen Ort, genau, wie ich es mir gewünscht hatte. Vor mir spiegelte sich die Sonne im aquamarinblauen Meer. Endlos, frei und wunderschön. Die Sonne brannte auf meine Haut, und die kühle Meeresbriese fuhr mir durch meine offenen Haare. Die Welt schien nicht mehr ganz so grausam wie gestern.
Denn an dem vorherigen Tag drohte meine Welt auseinander zu brechen.
Doch beginnen wir am Anfang.
Gestern Morgen stand ich sehr früh auf, um mit meinem Freund in den lang ersehnten Urlaub zu fliegen. Den Urlaub, den ich schon vor Monaten stundenlang geplant hatte. Den Urlaub, auf den ich mich schon über ein halbes Jahr freute.
Doch er hatte andere Pläne. Denn an dem ersten Abend unseres Urlaubs, als wir die Strandpromenade entlang spazierten und das warme Meerwasser immer wieder meine Füße streichelte, gestand er mir etwas, was ich zuerst nicht begreifen konnte.
Ich werde nie die Emotionslosigkeit in seinen Augen vergessen, als er mich ansah und meinte, dass er seine Gefühle für mich verloren hätte. Ich war so verblüfft, dass ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Ich ließ meinen Blick auf das tiefschwarze, offene Meer schweifen und in meinen Augen formten sich langsam Tränen. Ich versuchte mich zu beruhigen und die Tränen zurückzuhalten. Sehr zu meinem Wiederwillen war ich immer schon zu emotional. Ich fühle, seit ich denken kann alles viel stärker als Andere. Sei es Trauer, Freude, Wut, oder Liebe.
Liebe. Ein komisches Wort, wenn man darüber nachdenkt, genau wie Freiheit. Sie lässt sich nicht genau definieren. Niemand weiß, wie man sie beschreit. Man kann sie nicht einfangen oder konservieren. In manchen Augenblicken spürt man sie einfach.
Die Emotionen drohten mich zu übermannen, ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Mein Herz wurde immer schwerer. Schließlich ließ ich sie fallen. Eine nach der anderen kullerte mir von der Wange. An diesem Abend zerbrach etwas in mir.
Am nächsten Morgen ging ich los. In einem fremden Land, mit fremden Bergen, fremden Sträuchern und fremden Bäumen.
Schließlich kam ich zu einer Klippe, der Klippe, auf der ich nun ganz alleinstand. Kein Mensch war da, um mich weinen zu sehen oder schreien zu hören. Also schrie ich. Ich schrie so laut und solange ich konnte. Ließ alles raus. Ich schrie, bis ich keine Stimme mehr in meinem Hals und keine Luft in meiner Lunge mehr hatte.
Schließlich setzte ich mich auf den Rand der Klippen und ließ meine schmerzenden Füße baumeln. Ich war allein, fühlte mich jedoch nicht einsam. Ich blickte auf das endlose Meer und in diesem Augenblick spürte ich, was Freiheit wirklich bedeutete.
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