Frühlingvon Theresa Schmidbaur
Es regnet, als ich ankomme. Zu lange unterwegs, übermüdet und erleichtert dich zu sehen, steige ich in deinen klapprigen Kleinwagen Kevin und wir fahren auf den Highway der Freiheit und der großen roten Trucks.
Wir ernähren uns auf dieser Reise nur von Luft, Liebe, viel Kaffee und gelegentlichen Stopps in verrauchten Pubs. Im Radio plärren 90’s Popsternchen in Dauerschleife und füllen die Stille, die zwischen uns entstanden ist. Es gibt so vieles, das ich dich fragen, dir noch sagen möchte. Es war nicht immer so, aber dieses Mal könnte jedes Wort unser zartes Kartenhaus der Hoffnung zum Einstürzen bringen.
Stattdessen beobachte ich den Wind, der vor uns auf der Fahrbahn mit Regenbogenblättern spielt.
Die Realität um uns herum wird immer kleiner, bis am Ende nur noch wir übrig bleiben.
In der Nacht schlafen wir in billigen Motels, halten uns fest, während Motten gegen die Glühbirne fliegen, im Nebenzimmer eine Frauenstimme Will bittet, die Waffe wegzulegen, und die Trucks an unserem Fenster vorbei rasen.
Wenn die Welt untergehen sollte, würde ich am liebsten genau hier mit dir sein, es sind diese wertvollen Stunden in der Dunkelheit, in denen du mir deine tiefsten Geheimnisse erzählst. Du freust dich auf den Frühling, der Neuanfänge verspricht, sagst du, den Herbst verbindest du eher mit dem Tod. Passend.
Du kaufst Schallplatten, die du nie verwenden wirst.
Ich kaufe einen Wollpullover, um mich auf den Winter vorzubereiten. Du spürst die Kälte dank der Tabletten schon nicht mehr und wir beschließen, dass es besser wäre, wenn ich fahre. Du willst noch einmal die große Stadt sehen und wir verbringen den Tag dort in deinem Lieblingscafé mit dem großen Kamin, du genießt den Flirt mit dem Barista, der die Schläuche ignoriert, die leblos an dir hängen.
Dann ist es Zeit Lebewohl zu sagen. Du willst, dass ich dir Sterbewohl sage und lachst dein kehliges Lachen, ich finde es eher makaber.
Jetzt, hier bei dir, umgeben von Schnee und schwarz gekleideten Menschen, kann ich in meinem Egoismus nur mir ein Lebweiterwohl wünschen und hoffe, dass irgendwann auch auf mich zutrifft, was du mir in einer der einsamen Nächten gesagt hast:
Auf jeden noch so harten Winter folgt ein
Frühling.
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