Gedanken vor dem Einschlafen
Ich kann mich nicht genau erinnern, wann das begann. Ich weiß nur, dass ich sehr klein war, vielleicht mit vier oder fünf.
Nachts liege ich im Bett, bin kurz davor einzuschlafen und dann, kommt dieser Gedanke, der mich für einige Sekunden eine totale Leere spüren lässt. Am liebsten würde ich anfangen um Hilfe zu schreien, darum betteln, dass es aufhört oder am besten überhaupt nicht passiert.
Oft weinte ich mich in den Schlaf aufgrund dieses Einfalls und die Vorstellung wie man sich dabei fühlt. Einige Male dachte ich, es sei besser, wenn es früher passiert, wenn ich 14 oder 15 bin.
Als ich neun war, kam ich eines Abends verheult aus dem Bad und meine Mutter bemerkte es. Sie fragte was los sei. Daraufhin erzählte ich ihr von meinen schlimmen Gedanken, die mich nicht einschlafen lassen. Sie drückte mich fest an sich und tröstete mich.
Ich habe mal etwas Schlimmes angestellt, was die ganze Familie traurig gemacht und enttäuscht hat. Ich war 14. Am selben Abend habe ich versuch es zu beenden, ohne nachzudenken. Heute bin ich 17, fast 18 Jahre alt und die Gedanken vor dem Einschlafen, die habe ich immer noch.
Ermüdet und kurz vor dem Schlaf liege ich im Bett, plötzlich geschieht es wieder. Doch weißt du, was eigentlich am schlimmsten ist? Es gibt mir das Gefühl, dass am Ende alles, was man erreicht, hat im Leben, um sonst sein wird. Das Geld, welches ich gespart hätte, das Haus, in dem ich mit meinem Ehemann und meinen Kindern leben würde, das alles würde zurückbleiben.
Es fühlt sich wie ein Messer in mir, welches immer tiefer und tiefer in meinem Rücken reingeschoben wird, an.
Besonders schlimm ist die Tatsache, dass man davon nicht flüchten kann, dass man keine andere Wahl hat, dass es passieren muss und, dass es zum Leben dazugehört.
Die Gedanken, die ich nachts habe, sind über das Sterben. Doch die Gedanken, sie haben leider kein Ende.
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