Die Hütte
Wo bin ich? War das erste, dass ich mich fragte, als ich die alte Hütte, betrat. Und warum kommt mir alles hier so bekannt vor? Das Haus hatte eine riesengroße Eingangshalle, die sich in zwei verschiedene Wege verzweigte, der eine führte in eine Bibliothek, während der andere sich als Esszimmer offenbarte. Was hatte all das zu bedeuten? Vielleicht träume ich? Doch als ich diese Worte dachte, begannen die Wände sich auf mich zu zubewegen und die Decke stürzte herab. Ich bekam es mit der Angst zu tun, doch dann fiel mir etwas ein. Das alles ist nur ein Traum, das bedeutet, dass mir alle Türen offenstehen. Und tatsächlich, ich musste nur daran denken und schon sprang die Tür aus den Angeln und eine unsichtbare Kraft schob mich nach draußen. Genaugenommen war es eine Gestalt, die sich mir für einen Moment zeigte, es war eine Frau mit langen schwarzen Haaren und fahlen blauen Augen, in denen sich Wasser sammelte. Außerdem hatte sie Brandwunden. Das letzte was ich von der Hütte wahrnahm, war, dass sie in Flammen aufging und mit ihr die Gestalt der Frau.
Ich wachte schweißgebadet auf. War das ein Alptraum? Fragte ich mich, verwundert über die Vertrautheit des Ganzen. Der Traum, so oft ich ihn hatte, ergab immer noch kein Muster, so beschloss ich meine Tante einzuweihen. Nachdem ich ihr alles erzählt hatte, wartete ich ihre Reaktion ab, doch die kam anders als erwartet. Sie wurde blass und ihr Blick wurde leer. Sie starrte mir direkt in die Augen und erschrak: „Beatrice wie kommst du hierher? ! Geh bitte. Geh! Es war deine Schuld! Nicht meine!“ Ich trat einen Schritt zurück. Was war nur los mit ihr? „Tante Jean, ich heiße nicht Beatrice, ich bin es Barbara!“ „Lüg nicht! Du weißt, ich merke, wenn du lügst! Sonst hätte ich nicht herausgefunden, dass du es warst, die mir meinen Mann genommen und heimlich ein Kind gezeugt hat!“ Ich begriff, meine Tante sprach nicht von mir, sie verwechselte mich mit jemandem. Mit jemandem, der mir verdammt ähnlich sah. Mit einer Frau mit schwarzen langen Haaren und blauen Augen. Langsam dämmerte mir alles, es war verrückt, aber es ergab Sinn. Ich war aufgewühlt und wütend, es war mein Traum, der diese Lüge offenbarte. Tante Jean hatte sich wieder besonnen und beichtete alles: „Barbara, mein Mäuschen das Feuer war ein Unfall. Ich bekam Panik, deswegen warnte ich sie nicht. Als ich am nächsten Tag zurückkam, war die Hütte abgebrannt. Das Einzige was unversehrt war, war ein Korb. In diesem lag ein Baby, von dem ich keine Ahnung hatte, das warst du Barbara. Das letzte, was deine Mutter tat, war es dich zu retten. Es tut mir unendlich leid, ich würde es rückgängig machen, wenn ich könnte, aber…“, versuchte sie sich zu erklären. „Das kannst du nicht! Geh bitte! , flehte ich sie an. Sie verließ den Raum und die Tür viel ins Schloss. Ich war allein, nun überkamen mich Wut und Trauer im selben Moment und ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Die Wahrheit, so befreiend sie auch ist, kann grausam sein.
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